Die (wahre) Geschichte ist rasch erzählt: Ein drei Jahre altes Mädchen fällt nahe des elterlichen Bauernhofs in einen Teich, liegt 30 Minuten unter Wasser, wird entdeckt und mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen. Zu diesem Zeitpunkt ist das Kind klinisch tot, doch der diensthabende Arzt und sein Team setzen 15 Stunden lang alles medizinisch und Menschenmögliche daran, das junge Leben zu retten. Und schaffen es.

Passiert ist dieser schreckliche Unfall 1998 in Kärnten. 13 Jahre später, im Mai 2011, nimmt sich Regisseur Andreas Prochaska ("Die unabsichtliche Entführung der Frau Elfriede Ott" oder "In 3 Tagen bist du tot") dieses Stoffes an und dreht einen Film mit dem Titel "Das Wunder von Kärnten".

Und obwohl schon der Titel das glückliche Ende verheißt, der Film, der rund zwei Drittel in einem Operationssaal spielt, bleibt spannend bis zum Schluss. "Die größte Herausforderung war", sagt Prochaska, "dass ich alles so realistisch wie möglich machen wollte." Aus diesem Grund stand auch der 1998 behandelnde Herzchirurg Markus Thalmann beim Dreh als Berater zur Verfügung. "Die sprachliche Komponente war mir wichtig: Wie spricht ein Herzchirurg? Wie sieht der Fachjargon einer Anästhesistin aus? Im OP habe ich mit den Schauspielern trainiert und ihnen gezeigt, wie man sich wirklich umzieht, wie man die Maske richtig aufsetzt und abnimmt."

Hervorragende Darsteller

Spannend ist nicht nur der verzweifelte Kampf um das Leben des Mädchens, das im Film Katharina heißt und von Sara Wogatai gespielt wird. Spannend ist auch der Umgang der Mediziner untereinander, all die zwischenmenschlichen Stimmig- und (vor allem) Unstimmigkeiten.

Dass der Film dabei fast bis ins letzte Detail "funktioniert", liegt nicht zuletzt an den ausnahmslos glänzenden Schauspielern. Ken Duken brilliert als Dr. Höchstmann, der Leiter der OP, Julia Koschitz als Dr. Martischek und Juergen Maurer als Dr. Wenninger, der Höchstmann vorwirft, zwar eventuell ein Leben zu retten, dabei jedoch einen bleibenden Hirnschaden bei dem Mädchen in Kauf zu nehmen, nur um sich als Arzt zu profilieren.

Berührend gut auch Gerti Drassl und Gerhard Liebmann als in ihrer Einsamkeit zwischen Verzweiflung und Hoffnung hin und her gerissene Eltern. Erwin Steinhauer ist als wendehalsiger Primar, der während des Eingriffs im Ausland weilt, ganz wunderbar unsympathisch.

Einziger Schwachpunkt ist ein Nebenstrang, der nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat: Den Abgeordneten, der auf das Einsetzen eines Herzschrittmachers wartet und das Spital schließlich verlässt, weil er nicht drankommt, hätte man sich schenken sollen. Das ist platt und unglaubwürdig und stört das sonst wahrlich perfekte Bild.