"Guten Morgen Österreich" könnte es ab Oktober im ORF-Fernsehen heißen. Generaldirektor Alexander Wrabetz präsentierte am Donnerstag Pläne für ein Frühstücksfernsehen im öffentlich-rechtlichen Sender. "Schön wäre es, wenn wir das rund um den Nationalfeiertag und das Jubiläum 60 Jahre Fernsehen starten können", sagte Wrabetz.

Die Landesstudios des ORF arbeiten derzeit an einem entsprechenden Konzept. Arbeitstitel: "Guten Morgen Österreich". Das Format könnte etwa drei Stunden dauern und in der Zeit zwischen 6 und 9 Uhr ausgestrahlt werden. Mit einem mobilen Studio soll es dabei in die Regionen gehen, so erste Pläne. Ein zentrales Redaktionsteam für die generelle Themenplanung, die "Zeit im Bild"-Redaktion und die Landesstudios könnten das ORF-Frühstücksfernsehen produzieren. "Ich kündige noch nicht an, dass wir das tun, aber wir wollen uns das Projekt genau anschauen", erklärte Wrabetz. Zu prüfen sei klarerweise die Frage der Finanzierung einer solchen Morgensendung.

"Ö1-Welt"

Punkto Medienstandort Küniglberg und Zusammenführung der ORF-Standorte legte Wrabetz vor den Publikumsräten einmal mehr ein Bekenntnis zu Ö1 ab. "Niemand will Ö1 schwächen", so Wrabetz. Ö1 bleibe auch nach der Übersiedelung auf den Küniglberg Ö1 und räumlich eigenständig. "Im Newsroom-Komplex wird es eine eigene Ö1-Welt und einen eigenen Bereich für Ö1 in einem prominenten Stockwerk geben." Auch die Information werde durch die Bündelung der Kräfte nicht geschwächt, sondern gestärkt, versicherte der ORF-General. Es werde durch die Zusammenführung jedenfalls zu keinem Personalabbau kommen. Einsparungspotenziale würden vielmehr in die Steigerung der Qualität und Bewältigung von Zusatzaufgaben fließen.

Dem Publikumsrat versprach der ORF-Chef, Sorgen und Ängste ernst zu nehmen. Publikumsrat Georg Weissman meinte dazu in Richtung übersiedlungskritischer Ö1-Mitarbeiter im ORF-Funkhaus: "Wenn Goethe nicht in Weimar gelebt hätte, hätte er halt in Frankfurt gelebt." Die Energie, die derzeit für Petitionen aufgewandt wird, hätte Wrabetz gerne generell für den ORF.

Wrabetz contra Ethikrat

In der Diskussion um den ORF-Ethikrat, der zuletzt Auftritte von ORF-Journalisten bei Parteiveranstaltungen kritisiert hatte, meinte Wrabetz, dass er den Ethikrat zwar "geschaffen und eingesetzt" habe, "das heißt aber nicht, dass ich alles, was dort geschieht, für richtig halte. Das ist manchmal so bei Kindern, die man in die Welt setzt." Ja, man müsse sich die Teilnahme an Parteiveranstaltungen genau und selbstkritisch anschauen. Im Fall Wehrschütz sei das aber passiert.

Er finde es "für den ORF wunderbar", wenn eine Regierungspartei sich zu einem außenpolitischen Thema Expertise vom ORF holt. "Ich hielte es hingegen für falsch, wenn ein Leiter einer Wirtschaftsredaktion zum Thema Steuerreform spricht", so Wrabetz. Deshalb teile er die "veröffentlichte Meinung des ORF-Ethikrats" nicht. Grundsätzlich sollten ORF-Mitarbeiter "Gesichter und Stimmen des ORF sein und deshalb auch Nebenbeschäftigungen annehmen dürfen". Es könne jedenfalls nicht sein, dass der ORF Moderationen von Veranstaltungen nur den Privatsendern überlasse.

Neue Serie "Männerschmerzen"

Fernsehdirektorin Kathrin Zechner präsentierte den Hörer- und Sehervertretern am Donnerstag erste Details zum umfangreichen Programmschwerpunkt des ORF rund um den Song Contest sowie die Vorhaben der nächsten Monate. "Erfolge weiterführen und ausbauen" lautet dabei das Motto der Fernsehchefin. So wurde etwa gerade eine zweite Staffel der erfolgreichen ORF-Serie "Vorstadtweiber" in Auftrag gegeben. Zugleich soll mit "Männerschmerzen", so der Arbeitstitel, eine Art "Vorstadtweiber"-Pendant für die männliche Zielgruppe entwickelt werden. Zu "Universum History" soll sich nach diesem Konzept "Universum History Bundesländer" gesellen, zu den "Liebesgschichten" sind "Küchengschichten" in Diskussion.