Wohnen ist derzeit der mit Abstand größte Kostenfaktor des täglichen Lebens. Und es stehen im städtischen Bereich immer weniger freie Flächen zur Verfügung. „Der Zuzug in die Ballungsräume stellt deshalb für die Städte in Kärnten eine immer größere Herausforderung dar“, sagt Barbara Frediani-Gasser, Vizepräsidentin der Kammer der Ziviltechniker in der Steiermark und in Kärnten. Es gehe deshalb darum, Wohnen als „eines der Grundrechte der Gesellschaft wieder leistbar zu machen“. Ein wesentliches Problem sei in dem Zusammenhang, dass abgesehen von den Genossenschaften, die den sozialen Wohnbau abdecken, die Bauträger vor allem im urbanen Bereich immer mehr sogenannte Anlegerwohnungen errichten würden. Mikrowohnungen, die für die Bedürfnisse vieler Familien ungeeignet seien. „Der frei finanzierte Wohnbau wird als Ware zur Spekulation mit Renditegewinnen missbraucht. Es werden immer mehr standardisierte Wohnungsgrundrisse realisiert und die Qualität bleibt dabei auf der Strecke“, kritisieren Kammervertreter.

Auf der anderen Seite wiederum würden exquisite und hochindividualisierte Objektbauten für eine elitäre finanzkräftige Klientel gebaut. Zwei völlig konträre Strategien, die zum Verlust einer gemeinsamen Baukultur führen würden. Wichtig wäre es aber, so Burkhard Schelischansky von der Kammer der Ziviltechniker, die Grundlagen des zeitgemäßen Wohnens wie die räumliche Vernetzung von Wohnen und Arbeiten, öffentlicher Freiraum, soziale Infrastruktur und Einrichtungen für Sport, Erholung und Kultur in den Mittelpunkt der Planungen und somit des Urbanismus zu stellen. Pilotprojekte, welche Modelle für eine multifunktionale, nachhaltige Entwicklung sind, könnten in dem Kontext positive Impulse für die Baukultur in Städten und Regionen geben. Ein gelungenes Beispiel aus Sicht der Kammer für Ziviltechniker ist in Klagenfurt das Projekt „Neues Wohnen an der Glan“ von den Architekten Eva Rubin und Jürgen Wirnsberger, für das es 2018 den Landesbaupreis gab.

Mit Wohnmodellen wurde hier versucht, den stark im Wandel befindlichen Lebensformen mit Ein- bis Fünfzimmerwohnungen, Mehrgenerationenwohnungen und Starter-Wohnungen inklusive Arbeitsplatz gerecht zu werden. 14 verschiedene Grundrisslösungen sorgen für Individualität. Die Wohnungen mit den zusätzlichen Arbeitsräumen in Größe von 25 Quadratmetern sind dabei ein wichtiger Aspekt für alleinerziehende Elternteile, und sollen den Kindern die Nähe von einem Elternteil ermöglichen. Eine der Siedlung vorgelagerte Grünfläche folgt dem Radweg entlang der Glan und verbindet so den Naturraum mit der Siedlung. Ein fußläufiges Wegenetz erschließt diese von der Grete-Bittner Straße bis zum Mühlgang. Breite Wege führen von den Wohnbauten zum Glanradweg. Das Wohnprojekt besteht aus zwei verschieden gestalteten Höfen – dem „Hauptplatz“ mit einer großen gepflasterten Fläche und dem begrünten „Gartenhof“, der in einem abgezäunten Bereich Hochbeete zur Miete und eine Spielwiese bietet.
