Im internationalen Vergleich ist Österreich was die Verkehrsinfrastruktur betrifft effizient und hoch entwickelt. Aktuell umfasst das Straßennetz 2,24 Millionen Kilometer 260.453 davon in Kärnten. Das Schienennetz weist eine Länge von 5733 Kilometern auf, quert 6400 Brücken und führt durch 250 Tunnel. 2019 wurden 436.260 Fahrzeuge zugelassen, 439.000 Fahrräder wurden österreichweit verkauft. Und laut einer Umfrage fährt jeder dritte Österreicher mehrmals in der Woche mit dem Rad.

Wie aber sieht die Mobilität der Zukunft aus? „Es wird nicht nur darum gehen, technische Herausforderungen zu bewältigen. Gesellschaftliche, wirtschaftliche und ökologische Entwicklungen stellen gleichermaßen immer komplexere Anforderungen an Planer, Verkehrsinfrastruktur und Verkehrssysteme“, sagt Thomas Eichholzer, der Vorsitzende der Sektion Zivilingenieure. „Planer bewegen sich im Spannungsfeld Mensch, Verkehrsweg, Lebensraum und Ökosystem und müssen bei ihren Lösungen für die Mobilität der Zukunft die Interessen von Gesellschaft, Umwelt und Wirtschaft in Einklang bringen“, erklärt auch Barbara Frediani-Gasser, Vizepräsidentin der Kammer der Ziviltechniker für Steiermark und Kärnten. Besonders in Ballungsräumen gehe es darum, alle Verkehrsarten gemeinsam zu betrachten.

In Reininghaus in Graz entsteht eine Smart City mit neuem Mobilitätskonzept. Der Umstieg unter anderem von BIM auf Rad soll hier erleichtert werden
© Juergen Fuchs (FUCHS Juergen)

Neben öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bahn oder Bus, muss deshalb auch vermehrt auf die Bedürfnisse von Radfahrern geachtet werden, so Eichholzer. Es müsse ein vielseitiges Mobilitätskonzept entwickelt werden, welches eine Veränderung des Nutzerverhaltens ermögliche. „Je zentrumsnaher, desto wichtiger wird die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel. „Mobilitätsplanung ist interdisziplinär. Blasendenken bringt uns hier nicht weiter“, ist Eichholzer überzeugt. Ziviltechniker arbeiten hier eng mit Stadtplanung, Verwaltung und Politik zusammen. Es gehe auch darum, begrenzten Raum gerecht aufzuteilen. „Denn dieser wird ja nicht mehr.“

Thomas Eichholzer, Vorsitzender der Sektion Zivilingenieure
© Oliver Wolf Foto GmbH

Wie wichtig der Ausbau für den Radverkehr ist, bestätige nicht nur die Coronakrise. „Es braucht eine gute Infrastruktur und ein möglichst lückenloses Radwegenetz“, sagt Andreas Tropper,  Landesbaudirektor der Steiermark. Allein für Graz wurde deshalb ein Radwegetopf in Höhe von 100 Millionen Euro für die nächsten 10 Jahre beschlossen. Nachdem die Radmobilität nicht an der Stadtgrenze endet, wird der gesamte Großraum mituntersucht und ein zusätzlicher Schwerpunkt der Alltagsradmobilität liegt auch in den Bezirksstädten. In Zusammenarbeit von TU Graz, Stadt und Verkehrsplanern wurde außerdem eine Radnetzstudie erstellt, um herauszufinden, welche Straßenzüge für Radfahrer besonders wichtig sind. Auch in den Regionen der Steiermark hat man, so Tropper, längst begonnen, die Mobilität neu aufzustellen. Regionale Mobilitätsprogramme spielen dabei eine wesentliche Rolle.