Einer der jüngsten Zugänge ist das Anna-Tor. Vor vielen Jahrzehnten aus massivem Eisen geschmiedet, markiert es nun eine Grundgrenze und öffnet zugleich den Blick ins Land. Das Anna-Tor ist bezeichnend für Fritz Krenns Umgang mit Dingen. Mit viel Aufwand hat er das zur Entsorgung vorgesehene Beispiel alter Handwerkskunst aus Oberösterreich geholt, sorgfältig restauriert und wieder aufgestellt. An einem 26. Juli, dem Anna-Tag.

Nahezu alles, was auf dem Anwesen des steirischen Autors zu finden ist, hat seine Geschichte. Das erwähnte Tor, aber auch die Glocken, welche man läuten kann, steht man vor zwei der insgesamt fünf Tore des Tschoneggerfranzl-Hofs. Sie hat Krenn in der Picardie entdeckt und aus Frankreich in die Südweststeiermark übersiedelt. Für die größere Glocke wurde ein richtiger Glockenturm errichtet.

An den Toren war, wie an vielen anderen Dingen, Krenn höchstpersönlich beteiligt, hat sie eigenhändig mit Eisenplatten verkleidet. Der gelernte Schlosser ist ein erfindungsreicher Konstrukteur, das belegen zahlreiche Beispiele im mittlerweile weitläufigen Komplex auf einer Anhöhe nahe Großklein. Darunter auch durchaus ausgefallene Kreationen, etwa ein Bett, dass auf Schienen aus dem Schlafzimmer auf eine Terrasse gleiten kann.

Geschichte und Geschichten. Der Tschoneggerfranzl, dessen Geschichte Krenn in Archiven bis 1654 erforscht hat, ist voll von beidem. Das Zentrum des Grundstücks ist ein markanter Hügel, gekrönt von einem Apfelbaum. Ein ganz spezieller Hügel, eines der größten Fürstengräber einer historisch bedeutsamen Nekropole, welche von der Präsenz der Kelten in dieser Gegend zeugt.

Goldes heißt der Landstrich, aus dem Fritz Krenn ganz wesentlich seine Geschichten schöpft. „Goldes“ heißt denn auch naheliegend eines der Bücher des Autors. Prallvoll mit Geschichten wie das Haus, besser: wie die Häuser, die der Erzähler im Lauf von vier Jahrzehnten gebaut hat. Ausgehend von der elterlichen Keusche, die als erstes behutsam erneuert und erweitert wurde.

Begleitet von den Architekten Peter Hammerl und Christian Abel plante der von Architektur faszinierte Schriftsteller die diversen Erweiterungen, die sich nun zu einem organischen Ganzen fügen, Schritt für Schritt, Abschnitt für Abschnitt. Unterstützt von kompetenten Helfern (darunter viele Jahre sein Vater, ein Zimmermann und Ziegelbrenner) schuf Krenn Räume mit unterschiedlichen, immer aber stimmigen Atmosphären. Kaum überblickbar die Zahl der Plätze und Nischen, die zum gemütlichen Verweilen einladen. Altes und neues Mobiliar mischt sich ganz selbstverständlich, Stilbrüche haben Witz und Charme.

Die Verknüpfung der Innen- mit den Außenräumen ist Krenn besonders wichtig. Unterschiedliche Fensterformate und ein Wintergarten ermöglichen unterschiedliche Ausblicke auf eine ebenfalls mit Liebe zum Detail gestaltete Natur. Auch farbige Verglasungen tun das ihre zur Raummagie. Und die Wahl von Materialien. Der prominenteste Gast, der sich in diesem Ambiente wohlfühlte: Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa, mit dem Krenn eine langjährige Freundschaft verbindet.

„Architektur und Literatur haben für mich viel miteinander zu tun“, sagt Krenn. „In guter Architektur habe ich ähnliche Glücksgefühle wie bei der Lektüre eines guten Romans.“ Die Arbeit von Architekten wie Raimund Abraham, Norman Foster und Mario Botta, aber auch Gebäude wie das römische Pantheon nennt er als Inspirationen. Dass Max Frisch einer seiner Lieblingsautoren ist, hat vielleicht mit dem Faktum zu tun, dass der Schweizer Schriftsteller auch Architekt war.

Ein nichtabgeschlossenes Projekt

Das Projekt Tschoneggerfranzl ist – naturgemäß möchte man mit einem anderen Lieblingsautor Krenns, mit Thomas Bernhard sagen – nicht abgeschlossen. Gegenwärtig ist die Umwandlung eines Wirtschaftsgebäudes in ein Atelier in Arbeit. Es soll künftig nicht nur dem vielseitigen Hausherrn Platz für kreatives Tun bieten.