Ein Referenzprojekt sagt mehr als 1000 Worte. Und das Wiener Ehepaar, das uns für dieses Wohnporträt seine Türen öffnete, fand Alexander Diems „Villa am See“ im Salzkammergut extrem ansprechend. Auftraggeber und Architekt sprachen sozusagen sofort dieselbe Sprache. Dass sich das neue „Beachhouse“ und die „Villa am See“ letztlich kein bisschen ähnlich sind, tut dabei nichts zur Sache. „Im persönlichen Gespräch rannte sofort der Schmäh“, erinnert sich Diem an den Planungsbeginn vor mittlerweile fünf Jahren.

Die Ausgangslage war ein Doppelgrundstück mit einem alten Holzhaus weit oben auf einem Weinberg am Rande Wiens. Das Haus mit der horizontalen Holzverschalung hatte durchaus seinen Charme, war aber „total kaputt“. Was außerdem für Abriss und Neubau sprach? „Ein Sechstel der Heizkosten für ein dreimal so großes Haus“, bringt es Diem auf den Punkt. Die Holzverschalung des Neubaus versteht sich durchaus als formale Anknüpfung an den Vorgängerbau. Die Grundform des Gebäudes mit seinen zwei Baukörpern ist dem Bebauungsplan geschuldet. In der speziellen Verknüpfung der beiden Teile steckt allerdings eine ganz eigene Philosophie.

Grundriss Erdgeschoß - offener Wohnbereich für alle auf der einen Seite, Kinderzimmer auf der anderen.
Grundriss Erdgeschoß - offener Wohnbereich für alle auf der einen Seite, Kinderzimmer auf der anderen. © Alexander Diem

„Die Bauherren sind ausgesprochen lusophil“, sagt der Architekt. Soll heißen: „Sie lieben Portugal und Brasilien, lernen Portugiesisch und wollten zu Hause gefühlsmäßig am Meer sein.“ Daraus ergab sich die spezielle Anmutung des Hauses mit der Fassade aus vorgebogenem, weiß lackiertem Holz, das gartenseitig fließend in eine Außenstiege aus pulverbeschichtetem Stahl übergeht. Alles ganz luftig, locker und elegant. Ein bisschen „Meer“ steckt auch in der Sockelzone aus blauen Fliesen, die mit einem personalisiert entworfenen Muster nachglasiert wurden. Die blaue Terrasse, der blaue Boden im Innenraum, dazu der beige Untergrund, der an Sand erinnert, und eine Küche mit Schiffscharakter: Das sind die Bausteine für ein „Beachhouse“ in Österreich.
„Wichtig war dem Bauherrn auch, dass man vom Wohnzimmer direkt auf die Terrasse hinausgehen kann“, erzählt Diem. Die spezielle Form der Außentreppe lässt ein Maximum an Sonnenlicht auf die Terrasse. Dass es ein großes Haus werden würde, war von Anfang an klar. „Für später sollte es aber gut abteilbar sein“, erzählt der Architekt, der deshalb an neuralgischen Punkten separate Zugangsmöglichkeiten schuf. Der Gästebereich im Untergeschoß bekam eine eigene Haustür, ebenso kann der Elternbereich im Obergeschoß bei Bedarf leicht zur separaten Wohneinheit umgestaltet werden.

Eine eigene Geschichte ist die mehr als vier Meter hohe Skulptur von Franz West, die früher im Garten der Bewohner stand und unbedingt im neuen Haus einen Platz finden sollte. Diem konzipierte dafür einen offenen Schauraum, der sozusagen als runder Dreh- und Angelpunkt zwischen den beiden Gebäudeteilen liegt und sowohl im Eingangsbereich des Hauses als auch im offenen Koch-Ess-Wohnraum einen besonderen Akzent setzt.
Ach ja: Den Blick aufs Wasser gibt es auch. Wo das Meer sein sollte, liegt ein Naturteich.