Sicher, das Bauchgefühl spielte bei der Entscheidung, aus dem alten Haus das Bestmögliche zu machen, statt es gleich niederzureißen, auch eine Rolle. Schließlich handelte es sich um das Elternhaus der Bauherrin. Hier war Stephanie Langer aufgewachsen, hier war ihr jeder Winkel vertraut. Allein: Das mittlerweile bald 30 Jahre alte Gebäude war ein Energiefresser und in der Raumaufteilung einfach gesagt „unbrauchbar“, zumal der einzige Bereich mit direktem Gartenzugang jener mit dem desolaten Schwimmbad der Familie war. Mit dem Dachgeschoß mit der Einliegerwohnung der verstorbenen Großmutter überstieg der Bau außerdem die erlaubte Maximalhöhe. Anders gesagt: „Wir waren mit dem Gebäude sehr unzufrieden“, sagt der Bauherr. Gemeinsam mit seiner Frau machte er sich 2013 auf die Suche nach einem Architekten mit viel Erfahrung im energiesparenden Bauen und kam schnell auf Georg W. Reinberg. „Uns gefiel auch seine klare, moderne Formensprache und sein sachlicher Stil“, fügt er hinzu.

Das Gebäude vor dem Umbau
Das Gebäude vor dem Umbau © Reinberg

Klar war für die Familie von Anfang an, dass der zentrale Wohnbereich von der mittleren Etage ins ehemalige Schwimmbad im Untergeschoß übersiedeln sollte. Das Becken war ohnehin schon lange verschlossen, der Raum wurde als Keller genutzt. Gefragt war eine „Gartenwohnung“ mit maximalem Ausblick ins Grüne hinein – mit einem Schlafgeschoß darüber. Das ausgebaute Dach bot sich zunächst als Gästewohnung bzw. Arbeitsstudio an. Erste Kostenschätzungen zeigten allerdings, dass dies alles den Budgetrahmen der Familie gesprengt hätte.

Das Dachgeschoß wurde abgetragen, was das überdimensionierte Gebäude auf brauchbare (und gut beheizbare) 250 Quadratmeter Wohnfläche schrumpfen ließ. Auf dem neuen Flachdach gibt es jetzt eine wunderbare Dachterrasse.
Das Dachgeschoß wurde abgetragen, was das überdimensionierte Gebäude auf brauchbare (und gut beheizbare) 250 Quadratmeter Wohnfläche schrumpfen ließ. Auf dem neuen Flachdach gibt es jetzt eine wunderbare Dachterrasse. © Reinberg

Danach ging es ans Reduzieren: „Das Dachgeschoß wurde abgetragen – Studio und Gästewohnung wurden ohnehin nicht wirklich gebraucht – das senkte die Baukosten, durch die Verringerung des Volumens fallen auch weniger Heizkosten an“, sagt Reinberg. Sicher, die Frage „Sollen wir nicht doch gleich alles abreißen und neu bauen?“, tauchte während der Planung auf. „Tatsächlich hätte der Neubau aber um circa ein Drittel mehr gekostet als Umbau und Sanierung“, erklärt der Planer. „Wir reden hier bei extrem hohem Standard von Nettobaukosten von etwa 2000 Euro pro Quadratmeter, davon können Private im Neubau sonst nur träumen.“ Zusätzlich blieb die enorme graue Energie, die für die Konstruktion des alten Gebäudes verwendet wurde, erhalten. „Aus ökologischer Sicht spricht alles für die Sanierung.“ Auch beim Dämmmaterial Styropor, das hier zum Einsatz kam, überzeugt laut Reinberg letztlich die Ökobilanz: „Wir arbeiten viel mit Kork, Zellstoff und Weichfaserplatten für die Wärmedämmung. Wenn die finanziellen Mittel begrenzt sind, sind 40 cm Styropor-Dämmung aber besser als 30 cm Holzfaser“, sagt er. Weil man damit in Summe weniger heizen müsse – und die Recycling-Frage des Dämmstoffs sei längst geklärt.

Gewohnt wird jetzt im lichtdurchfluteten Untergeschoß, das früher ungenutzter Keller war.
Gewohnt wird jetzt im lichtdurchfluteten Untergeschoß, das früher ungenutzter Keller war. © Reinberg

Was bei diesem Umbau und der Sanierung herauskam, ist ein hoch wärmegedämmter zweigeschoßiger Bau, der dem Passivhausstandard für Sanierungen (EnerPHit) entspricht. Der Energieverbrauch wurde von 295 kWh/m2a auf einen Wert von 17 gesenkt. Geheizt wird nun mit Erdwärme bzw. Wärmepumpe, ein Fassadenkollektor sorgt für zusätzliche Wärmegewinne für Heizung und Warmwasser. Die gebäudeintegrierte Solartechnik schneidet im Vergleich zur aufgeständerten Variante laut Reinberg weder bei den Investitionskosten noch bei der Effizienz im Winter schlechter ab. Und sie passt perfekt zum Bild eines Hauses, in dessen weißer Fassade sich faktisch nur die schwarzen Fensterflächen zeigen, die blauschwarzen Fensterrahmen und das Glas werden optisch eins.

Öffnet man die großen Flügeltüren im Untergeschoß, ist die ganze Etage ein einziger offener, heller Wohnbereich.
Öffnet man die großen Flügeltüren im Untergeschoß, ist die ganze Etage ein einziger offener, heller Wohnbereich. © Reinberg

Die alten Fenster wurden im neuen Wohnbereich großteils durch gläserne Schiebetüren ersetzt, gemeinsam mit dem neuen gläsernen Zubau in den Garten hinein ergibt sich das gewünschte Wohngefühl: Man lebt sozusagen in der Natur.