Die Vorgaben an das Klagenfurter Architektenteam von spado architects - Harald Weber, Hannes Schienegger und Sebastian Horvath - für die Planung eines Einfamilienhauses waren nicht allzu umfangreich. „Es sollte ein moderner Bau werden, mit fließendem Übergang zwischen innen und außen“, erinnert sich der Bauherr, der lieber anonym bleiben will. Reichlich Interpretationsspielraum für die Architekten also, welcher sich aber gut mit der Philosophie von spado trifft. „Architektur hat für uns viel mit Psychologie zu tun, denn es kommt oft vor, dass Auftraggeber nicht genau wissen, was sie überhaupt wollen, da braucht es Einfühlungsvermögen“, sagt Projektleiter Horvath. „Als Architekt betreut man den Bauherrn bei der Schaffung und Gestaltung des intimsten Lebensraums. Die Bedürfnisse müssen in gemeinsamen Gesprächen herausgefiltert werden.“

Ziel am Ende der Planungsphase: Ein architektonisches Konzept, in dem sich sowohl die Architekten als auch der Bauherr wiederfinden. „Dafür ist die Schaffung ei nes Vertrauensverhältnisses unumgänglich“, so Horvath. Das rund 720 Quadratmeter große Grundstück am Stadtrand von Klagenfurt wurde von der Bauherrnfamilie 2010 erworben, die gemeinsame Planungsphase für das Haus dauerte dann etwa ein Jahr, ebenso der Bauprozess. Fertiggestellt wurde es schließlich im Frühjahr 2016. Wobei spado sämtliche planungsrelevanten Aufgaben übernommen hat. Vom Ausschreibungsverfahren bis hin zur Bauleitung, Projektsteuerung und Innenraumkonzeption. „Durch diese Gesamtbetreuung gab es keine Kommunikationsverluste“, sagt Horvath.

Beim Baumaterial hat man sich für eine Mischung aus Beton, Stein, Holz. Stahl und Glas entschieden. „Ehrliche Materialien, die im Laufe der Dauer in Würde altern können.“ Das Untergeschoß, das in die Böschung des Grundstücks hineingebaut ist, beherbergt neben Garage und Technik-raum nur einen kleinen Vorraum mit Garderobe, der bewusst etwas dunkler gehalten wurde. Sobald man aber über die Treppe ins Erdgeschoß gelangt, eröffnet sich der Panoramablick - die ganze Südseite besteht nur aus einer Glasfront - in den Garten. „Durch diese Kontrastierung erreicht man ein unglaubliches Raumerlebnis und eine gezielte Fokussierung auf den Garten“, sagt der Architekt.

Grundriss Erdgeschoß
Grundriss Erdgeschoß © SPADO

Der Wohnraum mit Küche und Arbeitsnische ist offen gehalten, nichts verstellt den Blick. Dadurch wirkt der Raum größer, als er tatsächlich ist. Der Garten ist durch zwei große Glasschiebetüren abgetrennt. „Damit ist unsere Vorstellung von der Verschmelzung des Innen und Außens perfekt erfüllt. Die Terrasse wird im Sommer zum erweiterten Wohnraum“, erklärt der Bauherr. Neben einem Gästebadezimmer gibt es hier noch eine Speisekammer, in der sämtliche Küchenmaschinen und Vorräte gelagert werden. „Die Küche ist so immer angenehm aufgeräumt.“

Grundriss Obergeschoß
Grundriss Obergeschoß © Spado

Interessantes Detail: Alle Türen im Haus sind raumhoch und flächenbündig gestaltet. „Sie sind so in den Raum integriert, dass man sie nicht bewusst wahrnimmt“, erklärt Horvath. Aber natürlich steckt auch da noch mehr dahinter. „Wir sind im Außenbereich von dieser typischen ,Lochfassade', wie man sie von klassischen Einfamilienhäusern her kennt, weg und wollten dieses Konzept auch im Innenbereich fortsetzen.“
Für die Architekten war es aber auch wichtig zu beweisen, dass man eine anspruchsvolle Raumqualität mit Kosteneffizienz durchaus verbinden kann. „Der Preisunterschied zwischen einer Tür, die 220 Zentimeter groß ist, und einer mit 260 Zentimeter ist gering, die Wirkung auf die Raumpoesie ist allerdings enorm.“ Das findet sich auch in den Leitmotiven von spado wieder: poetisch, präzis und praktikabel. „Wenn diese Kriterien erfüllt sind, ist bereits viel von einem stimmigen Konzept sichergestellt.“ Im ersten Stock, in dem Dachflächenfenster für natürliches Licht sorgen, befinden sich das Bad, ein Gästezimmer, das Kinderzimmer sowie das elterliche Schlafzimmer mit direktem Zugang zu einer begrünten Terrasse, mit der man sich den Garten quasi auch ins Obergeschoß holt. „Im Frühling wimmelt es hier nur so von Bienen“, freut sich die Familie.

Grundriss Kellergeschoß
Grundriss Kellergeschoß © Spado