Wer die „Majarei“ in Aich-Gutendorf bei Klagenfurt betritt, der wird – sprichwörtlich – in eine andere Welt gebeamt. In Empfang genommen wird man etwa von einer lebensgroßen Pappfigur von Jim Parson, besser bekannt als Dr. Sheldon Cooper aus der Sitcom „The Big Bang Theory“. Und in dieser Tonart geht es in den Räumlichkeiten weiter: Helden und Bösewichte aus „Star Wars“, „Raumschiff Enterprise“ sowie diverse Comic-Superhelden wie Superman, Batman oder Iron Man, so weit das Auge reicht. Hier kann einer unschwer verleugnen, dass er ein ziemlicher Fan galaktischer Lebenswelten ist.

Dieser Jemand ist Mario Stroitz (44), der für die „Gruppe der Kinderhotels Europas“ mit Sitz in Drobollach am Faaker See für die Gestaltung der Grafiken sowie das Marketing zuständig ist. Und das seit 20 Jahren. Zuvor hat er die Hotelfachschule absolviert und noch früher hat er mit dem Zeichnen von Superhelden begonnen. „Das war also immer schon meine große Leidenschaft“, erzählt er. Dazu gekommen ist dann noch die Sammelleidenschaft. Wie viele Figuren und Fanartikel er mittlerweile besitzt, könne er nur mehr schwer schätzen. „Ein paar Hundert werden es wohl locker sein.“ Fest steht für ihn nur eines: „Eine Sammlung in diesem Ausmaß dürfte österreichweit wohl einmalig sein.“

Um dieser Sammlung ein adäquates Zuhause bieten zu können, haben sich Mario und seine Frau Sabine, die seine Leidenschaft teilt, zu einem ungewöhnlichen Schritt entschlossen. Sie haben das rund 120 Jahre alte Bauernhaus, das sie von den Großeltern geerbt haben, zu einem einzigartigen „Kunstraum und Atelier“ umgebaut. Drei Jahre haben sie in den Umbau investiert, denn das meiste „haben wir in Eigenregie gemacht, also selbst Hand angelegt“. Und das war alles andere als ein leichtes Unterfangen. „In den unteren Räumen gab es nur einen Erdboden. Um die Feuchtigkeit in den Griff zu bekommen, mussten wir jeden Raum einen Meter tief ausheben. Das konnte nur händisch gemacht werden, weil man ja mit keinem Bagger in das Haus gelangen konnte“, erinnern sich die beiden. „Dann musste der alte Putz von den Wänden abgeschlagen und neuer Isolierputz aufgetragen werden.“ Einige Stellen haben sie freigelassen, um einen Blick auf das ursprüngliche Mauerwerk zu ermöglichen. Dass vor einer dieser Mauern Yedi-Meister „Yoda“ aus „Star Wars“ hockt, zeigt die wohl eher ungewöhnliche Symbiose, die hier stattfindet.

Selbst gemacht

Auch der Ausbau des geräumigen Dachbodens, der früher zur Lagerung des Heus genutzt wurde, forderte den beiden einiges an Geduld und Energie ab, denn die Dachbalken waren alle unbehandelt und deshalb teilweise von Holzwürmern befallen. „Zwei Monate lang haben wir nur die einzelnen Trame abgeschliffen, gereinigt und schließlich die Holzwürmer eliminiert.“ Angetan haben sie sich diese Arbeit, weil es ihnen wichtig war, den Dachstuhl in seiner Ursprungsform zu erhalten. „Der alte Stil sollte sichtbar bleiben, die Art und Weise, wie die Handwerker damals die Trame bearbeitet haben.“

Alt, aber gut

Überhaupt war es Mario und Sabine ein Anliegen, möglichst viel von der alten Substanz des Gebäudes zu übernehmen. Auch das vorhandene Gebrauchsgut sollte, wenn auch für andere Zwecke, Wiederverwendung finden. Bestes Beispiel dafür ist etwa das Waschbecken im Obergeschoß, für das ein alter Schweinetrog verwendet wurde. Aufgemauert wurde er mit zuvor abgetragenen Ziegeln. Um zu den Rohrleitungen zu gelangen, wurde einfach die Tür eines alten Kachelofens eingebaut. Und im Erdgeschoß fand rund 400 Jahre altes Holz, das bereits teilweise zu Brennholz zusammengeschnitten worden war, eine neue Verwendung: Stroitz hat daraus eine kleine, rustikale Theke gebaut. „Genau an dem Platz, wo die Schweine untergebracht waren.“

Dass Stroitz auch zwei Jahre lang die HTL in Villach besucht hat, sei ihm bei diesem Projekt auf alle Fälle zugutegekommen. „Dort habe ich das Mauern gelernt und konnte es beim Umbau einsetzen.“ Einen großen Vorteil gegenüber anderen Bauherren hatten Sabine und Mario auf jeden Fall: Das Wohnhaus ist gleich nebenan und so war es von der Baustelle nach Hause und umgekehrt nicht weit. „Vor allem konnten wir uns Zeit lassen und standen nicht unter Druck.“

Kreative Zelle

Der Ein-Raum-Dachboden mit rund 100 Quadratmetern dient mittlerweile als kreative Zelle, wo Mario die meiste Zeit verbringt, wenn er nicht im Büro sitzt. Natürlich ist auch der bereits Hort fremder Universen, eine besondere Rarität ist etwa die lebensgroße Kunstharz-Figur des Iron Man, die nur in einer limitierten Auflage produziert wurde.
Die meisten Sammelstücke findet der Hausherr über das Internet, kennt aber auch schon alle Firmen, die sich auf diesen Bereich spezialisiert haben – und mittlerweile kennt man auch ihn. „Da wird schon manches an mich herangetragen.“

Mario Stroitz selbst ist neben seiner Arbeit für die Kinderhotels auch als Maskottchen-Designer gefragt. So hat er etwa den „Nauti“ der Wörthersee-Schifffahrt entworfen oder den „Gepard Capitano“ der Vienna Capitals. Die „Majarei“, wie Ehepaar Stroitz ihr Projekt liebevoll nennt, ist für beide aber etwas ganz Besonderes. „Es ist ein Raum gewordener Traum und verbindet Kunst und Leben auf einzigartige Weise.“ Abgeschlossen ist so ein Projekt freilich nie. Außerdem gibt es neben der „Majarei“ noch ein kleineres Nebengebäude, das bisher nur als Rumpelkammer genützt wird. „Das würden wir gerne zu einem ultimativen Comicladen umbauen“, verrät das Ehepaar.