Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Bei Franz Bloder dauerte es in Summe zehn Jahre, bis er seine Gattin Monika davon überzeugen konnte, dass ein Pool im eigenen Garten letztendlich weit mehr Freude als Arbeit bedeutet. Weil zum Schwimmbad aber ohnehin ein Poolhaus gehört und beim Baden niemand in der Auslage sitzen will, holte man sich für die Umsetzung des Projekts mit Helmut Perner gleich einen professionellen Planer ins Haus. „Perner hat 1996 schon unser Wohnhaus entworfen und vier Jahre später das Betriebsgebäude für unsere Obstbaumschule nebenan“, erzählt der Hausherr, warum auch jetzt kein anderer Planer infrage kam. „Letztlich hat er hier ja nur fertig gemacht, was er schon vor 20 Jahren begann.“

Das Ehepaar Bloder in seinem "Poolhaus" - mit einem Gläschen "Apfelwasser" in der Hand: Der Rote Apfelsaft stammt aus eigener Produktion
Das Ehepaar Bloder in seinem "Poolhaus" - mit einem Gläschen "Apfelwasser" in der Hand: Der Rote Apfelsaft stammt aus eigener Produktion © (c) ©Oliver Wolf

Was dabei herauskam, ist weit mehr als Pool und Gartenhaus: Es ist ein wohnlicher, blickgeschützter Outdoorbereich mit Atrium. Innen- und Außenraum sind als Einheit gedacht.

 Perners Handskizze zum Gesamtprojekt, bei dem letztlich das Elternhaus der Bloders, das bestehende Einfamilienhaus von Monika und Franz Bloder mit dem neuen Poolhaus sowie die Betriebsgebäude der Obstbaumschule optisch zu einer Einheit zusammengefasst wurden.
Perners Handskizze zum Gesamtprojekt, bei dem letztlich das Elternhaus der Bloders, das bestehende Einfamilienhaus von Monika und Franz Bloder mit dem neuen Poolhaus sowie die Betriebsgebäude der Obstbaumschule optisch zu einer Einheit zusammengefasst wurden. © HELMUT PERNER

Perner zog auf dem Grundstück eine zweite Ebene ein und legte dem bestehenden Haus 15 Stufen tiefer gewissermaßen ein eigenständiges Wohnjuwel mit Pool in einem Rahmen aus Naturstein(-mauern) zu Füßen. „Ich baue seit 20 Jahren mit Naturstein aus der Region“, sagt der Planer, der sich generell zur Verwendung natürlicher Baustoffe bekennt und damit ganz auf einer Wellenlinie mit seinen Auftraggebern lag.

Die spezielle Form des Poolhauses mit seinen Rundungen und Ecken ergab sich aus der Grundstücksform und dem Straßenverlauf direkt vor dem Haus. Dass das Gebäude mit mehr als 200 Quadratmetern sehr großzügig gedacht ist, liegt daran, dass es von Anfang an nicht nur als Rückzugsort für erholsame Stunden zu zweit gedacht war, sondern als offenes Haus für eine Großfamilie, die privat und beruflich oft und gern Gäste empfängt. „Wenn die Familie zu Geburtstagen zusammenkommt, sind wir schnell einmal 30 Leute, und wenn mein Mann seine Jagdkollegen einlädt, haben wir auch ein volles Haus“, erzählt Monika Bloder. Zusätzlich buchen die drei mittlerweile erwachsenen Kinder des Paares gern das elterliche Ferienhaus.

Offenes Haus

Entsprechend offen zeigt sich das neue Gebäude auch im Inneren: Küche, Wohnzimmer, Sauna und Relaxbereich sowie Speisezimmer sind in Wahrheit ein einziger großer Raum mit Glasfront hin zum Innenhof. Dank mehrerer Lichtkuppeln kommt die Sonne auch von oben ins Haus. Der gespiegelte Kamin (er wird von außen und innen extra beheizt) zeigt, wie konsequent die Einheit von Haus und Hof gedacht ist.

Um die Details der Innenausstattung kümmerte sich dabei die Innenarchitektin Isabella Müller-Fuchs, die im Wohnbereich gemäß dem Wunsch ihrer Auftraggeber folgende Schwerpunkte setzte: „Der Bauherr ist passionierter Jäger“, sagt sie. Der Essbereich widmet sich deshalb mit einer ganz speziellen Trophäenwand diesem Thema. Das zweite wichtige Thema waren Sauna und Wellness – ganz locker in den offenen Wohnraum integriert, mit einer sehr speziellen Wandoberfläche, die das Motiv von Wasser und Wellen aufnimmt. Das zentrale, verbindende Element zwischen diesen beiden Bereichen ist die Kulinarik. Die Küche wurde dabei als Lederbox in den Raum gestellt – als Anker, damit man sich nicht im offenen Raum verliert.

Sehen und spüren

Wie bei der Hülle wurde auch bei der Fülle auf Naturoberflächen gesetzt: Holz – die meisten Möbel sind Tischlerarbeit der Firma Prödl –, Naturstein und Leder sind Trumpf. „Da ist nichts dabei, was nicht auch haptisch ein Erlebnis ist“, sagt die Innenarchitektin und ist dabei konsequent bis zu den Wandoberflächen, die alle die Handschrift der steirischen Malerwerkstätte Sigurd Schwab tragen. Da steht man dann staunend vor einem Spitzenabdruck im Putz, Wänden mit dem dezenten Schimmer von Edelmetall oder einem in Wahrheit gemauerten Kamin, bei dem man schwören könnte, dass er aus Schwarzstahl ist. Auch das ist eine Arbeit von Sigurd Schwab. Ähnliche Wow-Effekte ziehen sich durchs ganze Haus. Womit letztlich auch die Frage geklärt wäre, weshalb es hier weit und breit keinen Fernseher gibt – und die Bloders seit drei Jahren nicht mehr in den Urlaub fahren. Wo könnte es in den Ferien auch schöner sein?