Es ist schon vorgekommen, dass Leute zu uns hereinkamen und Kaffee bestellen wollten", sagt Peter Nemec. Kein Wunder, denn die Versicherungsagentur "Nemo" in Villach könnte nicht nur dem Namen nach ein Café sein - sie sieht auch so einladend aus.

Als Peter Nemec das Gebäude 2011 aus einer Konkursmasse ersteigerte, übernahm er ein baufälliges Gebäude, in dem unter anderem eine Kfz-Werkstätte untergebracht war. Die notwendige Renovierung nahm er als Chance wahr, etwas völlig Neues zu machen.

"Da wir zum Beispiel auf der Rückseite einen weiteren Ausgang brauchten, dachte ich mir: Wenn wir schon ein Loch in die Mauer schlagen müssen, dann machen wir doch gleich einen Tunnel daraus." Gesagt, getan. Für die Durchgänge wurden zwei runde Öffnungen herausgebrochen, die Glastüren wurden später in Kanalrohre eingepasst.

Alles Weitere hat sich aus dieser Grundidee entwickelt, wie Nemec erklärt. In den Boden sind im Eingangsbereich alte Bahngleise eingezogen, die sich später, nach der Asphaltierung des Parkplatzes, nach draußen fortsetzen sollen. Die Büroräume im Erdgeschoß befinden sich auf der rechten Seite des Durchgangs. Wie Zugabteile reihen sie sich aneinander, bieten durch die Glaswände jedoch Einblicke. Verstärkt wird der Eindruck noch durch die Nischen in der Klinkermauer gegenüber, hinter deren Spiegeln die Heiztechnik verborgen ist. Die Kfz-Zulassungsstelle lässt sich durch ein herausziehbares Scherengitter schließen - ein Anklang an Schalter von anno dazumal.

Aus Alt mach Neu

"Alleine die Planung des unteren Bereiches hat ein Jahr gedauert, und dann war ich jeden Tag auf der Baustelle", erzählt Nemec von den Anstrengungen, aus dem Gebäude ein Schmuckstück zu machen. Er selbst hat nicht nur Möbel restauriert, Waschtische für Toiletten geschweißt und die Fassade gestaltet, auch die neu aufgezogene Wand wurde von ihm aufgemauert. Die Ziegel dafür stammen von der Bauschuttstelle, wurden gesäubert und wiederverwertet. Recycling und Upcycling - die Nutzung von ausrangierten Dingen für neue Verwendungszwecke - werden hier generell großgeschrieben. So dienen etwa alte Fassdauben heute als Schutzgitter an einem Treppenaufgang.

Für die Einrichtung im Industrial-Shabby-Style (Nemec selbst nennt es "retro-wohnlich") hat der Hausherr Möbel von Einrichtungshäusern aus ganz Europa, Flohmarktstücke, Erbstücke aus der eigenen Familie, aber auch von den Mitarbeitern, zusammengetragen. Ohrensessel, Samt- und Ledersofas stehen neben Nieren- oder Nähmaschinentischen. Schreibtische wurden aus Metallbeinen und Holz mit Gebrauchsspuren angefertigt, alles auf die Bedürfnisse des Teams abgestimmt.

Gebrauchten Kästen und Spinden verleiht der kreative Villacher ein neues Gesicht, indem er sie beispielsweise auf Füße eines ausrangierten Flügels stellt oder sie mit dem Union Jack bemalt. Neben dem ganz einmaligen Charme, den das Sammelsurium an Möbeln, Fundstücken und liebevollen Details erzeugt, hat dieser Einrichtungsstil auch eine ganz praktische Seite, die Nemec herausstreicht: "Wir haben zum Beispiel keine einheitlichen Stühle - wenn also etwas kaputt wird, ist es jederzeit einzeln austauschbar, das spart Kosten. Und vieles, das man hier sieht, verkaufen wir auch an Besucher. So wird wieder Platz für neue Ideen geschaffen."