Dass man sich auf dem Grundstück schon eingelebt hat, bevor man dort ein Haus baut, kann nicht jeder von sich behaupten. Ein Erbe verschlug Gabriele und Hans-Peter vor einigen Jahren in die Südoststeiermark, es umfasste ein Kellerstöckl zum Probewohnen und ein abbruchreifes Haus. "Wir kommen beide nicht aus der Gegend und waren uns nicht sicher, ob wir hier auf Dauer leben wollen", erzählt Hans-Peter. Aber bald war klar: Sie wollten. Und noch mehr: Sie wollten dort ein neues Haus bauen.

Über dem Weinberg schwebend

Wie eine Skulptur kauert es heute lang gestreckt auf der Spitze des Hügels, leicht in die Kuppe versenkt, damit es nicht zu exponiert dasteht. Aus der Ferne betrachtet, verschwindet so das in Grau gehaltene Erdgeschoß optisch und lässt den weiß gestrichenen Überbau scheinbar über dem Weinberg schweben. "Eigentlich hat uns der toskanische Stil gefallen", erinnert sich Gabriele. Dass es am Ende doch etwas ganz anderes geworden ist, haben sie keine Sekunde bereut. "Wir haben fast so lange für das Planen gebraucht wie für das Bauen, dafür den Entwurf dann aber eins zu eins umgesetzt." Und so kommentierten die Bauherren den Entwurf der Architekten Irene Berto und Bernhard Kreiner unisono mit einem "Genau so machen wir's".

Dreh- und Angelpunkt Küche

Dreh- und Angelpunkt im Erdgeschoß ist die großzügige Küche, denn die Bauherren scharen gerne Besucher um den Esstisch, den sie aus den mehr als 100 Jahre alten Holzresten des Abbruchs zimmern ließen. Herzstück ist der Bierkühlschrank, aus dem Gabriele den von ihrer Schwester selbst gebrauten Gerstensaft frisch vom Fass zapft. Daneben das Wohnzimmer mit offenem Kamin und einer Spielwiese für die Kinder Hannah und Alexander. Alles ein Raum, aber mit Nischen, Vorsprüngen und Absenkungen optisch in verschiedene Bereiche gegliedert.

Was der Entwurf mit dem gering geneigten Flachdach von außen reduziert wirkt, ist er innen wohnlich. Das liegt an den warmen Materialien wie dem Fußboden aus Eiche und dem Händchen der Hausherrin fürs Dekorieren. Dazwischen wechseln sich kleine Fenster und große Glasflächen ab: Die einen geben der Südoststeiermark einen Rahmen, die anderen fokussieren den Blick auf landschaftliche Gustostückerl. Duschen mit Blick auf die Koralm, baden in der dreieckigen Wanne mit Blick auf den Weingarten - Luxus, den der Baukörper voll auskostet, weil die junge Familie in Sichtweite keine Nachbarn hat.

Mit dem Dreieck aus Ankleideraum, Bade- und Schlafzimmer mit dem angeschrägten Balkon davor haben sich die Eltern im Obergeschoß neben den Kinderzimmern ihr eigenes Reich geschaffen. Von dort aus nehmen sie schon den zweiten Bauabschnitt vor der 110 Quadratmeter großen überdachten Terrasse, die im Sommer als erweitertes Wohnzimmer fungiert, ins Visier: Die eingelassenen Sitzstufen künden nämlich bereits den Swimmingpool.