Es sind die Träume aus der Kindheit: eine Wiese voll mit blühenden Margeriten, Glockenblumen, Kuckucksnelken und Hahnenfuß. Dazwischen das zarte Grün der Gräser und ein Summen und Flattern von Insekten und Schmetterlingen. Zudem stört kein lauter Rasenmäher diese Idylle. Darum kann es auch kein schöneres Projekt für einen Biogarten geben. Die „größten Blumenbeete eines Gartens“ nannte Sir Christopher Lloyd die Naturwiesen. Schon beim Eingang von Great Dixter empfängt eine Magerwiese mit seltenen Orchideen wie dem Knabenkraut den Besucher. Was hier scheinbar natürlich in den englischen Himmel wächst, ist aber von langer Hand geplant und mit viel Erfahrung verwirklicht worden.

Ein spannendes Eigenleben

Man sollte sich nicht der irrigen Meinung hingeben, dass man einfach den Rasen wachsen lässt und dann wird schon eine Blumenwiese daraus. So einfach geht es leider nicht. Das Anlegen ist manchmal schweißtreibend (siehe fünf wichtige Regeln weiter unten), in den Jahren danach wird die Pflege aber immer bequemer, zweimal mähen und das war es. Besonders interessant ist das Eigenleben einer solchen Wiese. In den ersten Jahren "gehorcht" sie noch dem Gärtner, doch mit der Zeit entwickelt sie ein kreatives Eigenleben – vor allem was die Wildblumen betrifft.


Eine Art verschwindet, eine andere vermehrt sich rasant. Vom Hobbygärtner gepflanzte Zwiebelblumen sind gleich nach der Pflanzung im ersten Jahr dominant, ziehen sich dann aber auf eine ganz unregelmäßige und damit natürliche Verteilung zurück. Dieses unvorhersehbare Wechselspiel macht das Erlebnis Blumenwiese aus.

Fünf Regeln für wilde Wiesen:

1.) Der schnellste Weg: Neuanlage
Die beste Gelegenheit dafür ist im Zuge eines Neubaus, denn ohne Baumaschinen wird man es nicht schaffen. Wichtig ist das Abtragen der obersten Humusschicht. Danach den Unterboden gut lockern, viel Sand (und Splitt) einarbeiten und schließlich eine zum Standort passende Mischung säen. (Beste Adresse dafür: www.wildblumensaatgut.at)

2.) Geduldsweg: Rasen wird Wiese
Die Rasenfläche wird über mehrere Jahre nicht mehr gedüngt und nach und nach mit Blumenwiesensamen (Achtung, ausschließlich Blumen und keine Gräser) eingesät. Besonders ideal ist das nach dem Vertikutieren im Frühjahr. Gemäht wird zunächst noch häufig, später, wenn sich mehr Blumen zeigen, aber nur noch zweimal im Jahr.

3.) Insellösung: Wiese aus dem Topf
Rasenflächen sehen nach dem Winter oft ziemlich mitgenommen aus. Wenn Maulwurf und Wühlmaus gewütet haben, dann ist das ein perfekter Start für eine Blumenwiese: Erde gleichmäßig verteilen und vorgezogene Blumenwiesenpflanzen wie auf kleine Inseln setzen. Damit ist ein flotter Start gegeben und die Schnecken werden ausgebremst.

4.) Kompromiss: Blumenzwiebeln
Rasenwege werden ab dem Frühjahr ausgemäht, auf den verbleibenden Flächen blühen die im Herbst gepflanzten Blumenzwiebeln. Besonders geeignet dafür sind Schneeglöckchen, Krokusse, niedrige Narzissen, großkronige Narzissen, Camassien und Zierlauch. Nach dem Einziehen Ende Juni wird die Wiese mit der Sense gemäht, später mit dem Mäher.

5.) Hanggrundstück als Wiese
Hanggrundstücke sind besonders gut als Standort für Blumenwiesen geeignet, vor allem dann, wenn sie direkt der Sonne ausgesetzt sind. Sind die Flächen auch noch humusarm, dann entstehen dort die herrlichsten Blütenteppiche. Einzig das Mähen ist beschwerlich – mit Sense (und etwas Übung) oder als (lärmender) Kompromiss mit Motorsense.