Und es ward grün. An einem März-Tag tapst der Grazer noch unbeholfen über Eisplatten im Stadtpark, am nächsten pflückt er dort schon die ersten Blumen für den Frühstückstisch. Was wie die Arbeit von Heinzelmännchen aussieht, braucht in Wirklichkeit eine lange Vorbereitungszeit und viele Helfer der Abteilung Grünraum der Holding Graz.

Das Pflanzenmeer

"Im Normalfall würden wir bereits Ende Februar mit der Auspflanzung beginnen," sagt Leiter Martin Nigitz, "aber das lässt das Wetter heuer nicht zu." Die Blumen könnten zwar auch bei niedrigen Temperaturen überleben, der gefrorene Boden sei aber einfach nicht zu bearbeiten. So tummeln sich Ringelblumen und Stiefmütterchen weiterhin im Anzuchtbetrieb in Strassgang. Insgesamt lassen sich dort 100.000 Pflanzen auf rund 50.000 Quadratmetern finden. 13 von 135 Grünraum-Mitarbeitern passen darauf auf, dass den Frühlingsboten beim Abwarten und Wasser trinken nichts passiert. Schließlich gehört für die Grazer das bunte Blütenmeer der Stadt genauso zum Winterende wie der Verzicht auf den Wintermantel. Nigitz: "Wenn Graz erblüht, merkt man das sofort am besseren Gemüt der Bewohner."

Der Bodentrupp

Reviergärtnerin Elke Fuchs, unter anderem zuständig für die Grünanlagen rechts der Mur, kümmert sich nach der Auslieferung des farbenfrohen Gewächses darum, es in den Beeten richtig in Szene zu setzen. "Vor allem bei neuen Anlagen wie dem Oeverseepark haben wir viel Gestaltungsfreiraum und können uns kreativ betätigen." Weniger künstlerisch ist da schon die Beseitigung des Mülls, die für jeden Grünraum-Mitarbeiter zur Standardaufgabe gehört. "Am meisten ärgert uns natürlich das liebe Hundehaufenproblem. Schade, dass es so viele gleichgültige Parkbesucher gibt," meint Fuchs, während sie und ihre Kollegen noch mit dem Rückschnitt von Stauden und Sträuchern beschäftigt sind und eine dünne Schneeschicht die Wollmützen der wetterfesten Arbeiter bedeckt.

Gefährlicher sind schlechte Witterungsverhältnisse da schon für die Seiltänzer vom Schloßberg. Dreimal im Jahr hängen bis zu fünf Gärtner an den Felswänden, um Schneidearbeiten durchzuführen oder einzelne Stellen zu bepflanzen. "Bis zu sechs Stunden hängt man pro Einsatz etwa am Seil," erzählt Sabrina Perl, eines der exklusiven Mitglieder dieser Klettergruppe. Anstrengend sei dabei vor allem der Aufstieg am Ende. "Und ich habe immer ein wenig Angst vor Schlangen, die es sich in Felsnischen gemütlich machen."

Die Spielräume

Mit ganz anderen Problemen, nämlich Verunreinigungen der 74 öffentlichen Spielplätze, kämpft Gerhard Pilz, Leiter der Spielplatzgestaltung: "Momentan stehen bei uns noch immer Silvester-Aufräumarbeiten auf dem Programm." Aber auch das Winterwetter macht seinem Team zu schaffen. Das Auffüllen des Fallschutzes ist genauso wenig möglich wie die Befüllung der Brunnen. Dafür können an der einen oder anderen Stelle bereits neue Geräte aufgestellt werden. So wie zum Beispiel im Metahofpark. "Wir müssen hier ein Spielhäuschen austauschen, weil es angezündet wurde," so Bautrupp-Mitglied Helmut Nader, "und darauf verzichten will im Frühling natürlich keines der Kinder."

Denn das ist den Grünraum-Mitarbeitern schon auch bewusst: Sobald die Sonne wieder scheint und die Vögel zwitschern, wollen die Grazer ihre Parks wieder bevölkern. Ohne Wenn und Aber, dafür mit dem Geruch des bunten Blumenmeers in ihren Nasen.