Der Ruhestand ist einfach keine Option für den Salzburger Architekten Erio Hofmann. Auch jenseits der 70 kann er an schönen Bauaufgaben einfach nicht vorübergehen. Als ihm 2012 unter den Immobilienanzeigen in der Sparte „zu verkaufen“ das sogenannte Knoblachhaus in der Chiemseegasse unterkam, das zum UNESCO-Welterbe der Bürgerhäuser in Salzburg gehört, rief er folgerichtig sofort beim zuständigen Maklerbüro an.

Die barock-klassizistische Fassade des Bürgerhauses in der Chiemseegasse 5
Die barock-klassizistische Fassade des Bürgerhauses in der Chiemseegasse 5 © (c) Schnabler Richard

Das Gebäude, das in seinem Kern aus dem Mittelalter stammt, steht schließlich nicht nur im Dehio-Handbuch, der „Bibel“ der Denkmalschützer, sondern auch in unmittelbarer Nähe zu Salzburger Dom, Residenz- oder Mozartplatz. „Aber ohne den Trubel der Altstadt, in einer ruhigen Seitengasse“, sagt der Architekt. Das Gebäude mit den drei Lokalen im Erdgeschoß beherbergte bis zum Umbau auf den drei darüberliegenden Etagen eine heruntergekommene Pension und zwei Wohnungen. Und es gab einen rohen Dachboden. Diese vier Etagen standen zum Verkauf.

„Zuerst musste ich noch ein halbes Jahr abwarten, weil jemand bereits eine Kaufoption hatte. Dann stellte sich heraus, dass die Immobilie zwei Damen gehörte, die völlig miteinander zerstritten waren, und es außerdem noch jemanden im Haus gab, der ein Vorkaufsrecht auf die Immobilie besaß“, schildert Hofmann die Startschwierigkeiten. Gemeinsam mit dem Immobilienprofi und Projektentwickler Theodor Poppmeier ließ er sich davon aber nicht abschrecken.

Vom Balkon im 2. Obergeschoß sieht man auf den Papagenoplatz.
Vom Balkon im 2. Obergeschoß sieht man auf den Papagenoplatz. © (c) Schnabler Richard

Nach dem Kauf begann die eigentliche Herkulesarbeit: Eine Sanierung, bei der die ursprüngliche Raumstruktur des Hauses wiederhergestellt werden sollte - in enger Abstimmung mit Bundesdenkmalamt und Salzburger Altstadtkommission. „Wir haben innen sozusagen Flurbereinigung betrieben. Jetzt gibt es wieder Wohnräume mit 35 Quadratmetern - auf dieser Fläche waren vorher jeweils drei Zimmer untergebracht“, sagt der Planer und fügt hinzu: „Mit den Leitungen war das auch nicht einfach.“ Die gesamte Elektro-, Wasser- und Heizungsinstallation wurde schließlich auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Was an historischer Substanz noch da war, wie eine unter vielen Farbschichten versteckte aufwendige Stuckdecke im zweiten Stock oder ein Marmorportal im Stiegenhaus, wurde sorgfältig restauriert, „das Neue ist aber auch als neu erkennbar“, erklärt Hofmann und meint etwa Innentüren und Holzböden.

Alt und Neu

Dass mit dem Umbau auch ein Lift ins Haus kam, ist eine eigene Geschichte. „Ohne Lift hat so eine Immobilie nur den halben Wert, ich habe also schon vor dem Kauf mit dem Denkmalamt abgeklärt, ob ein Lift hier möglich ist“, erzählt Hofmann. Für den Einbau kam nur eine einzige Stelle im Haus infrage - „das war leider genau dort, wo vor dem Umbau die WCs, auch jene der Lokale im Erdgeschoß, lagen.“ Im Kellergeschoß wurde folglich als Extraaufgabe eine moderne Sanitäranlage eingebaut - „ohne das alte Mauerwerk anzugreifen“, wie der Architekt betont. Die meisten schlaflosen Nächte bescherte Hofmann aber wohl der Dachbodenausbau. „Am Anfang sah es so aus, als ginge hier gar nichts, weil wir nicht ausreichend Dachflächenfenster einbauen durften - eine Katastrophe!“, erzählt der Planer. Die geniale Lösung des Problems war eine Art Fensterschlitz, der auf ganz dezente Art Licht in die Wohnung holt. „Das Kurioseste an der Geschichte ist, dass man uns anfangs so viele Steine in den Weg gelegt hat - und heute lobt uns die Baubehörde extra für das Projekt, weil es so besonders schön sei“, fasst Hofmann seine Erfahrungen zusammen.