"Wir feiern heuer unseren Fünfziger", sagt Mark Tauss und lacht. Mit "wir" meint er sich und das Haus auf dem Schöckl aus den 1970er-Jahren, dem er mit seiner Lebensgefährtin Melanie Almer und einem Team engagierter Helfer neues Leben eingehaucht hat.

Rund zwei Jahre spielte das Paar mit dem Gedanken, eigenen Wohnraum anzuschaffen. 2018 war es so weit, und die beiden kauften das seit geraumer Zeit leer stehende Ferienhaus. Damals teilten sich die im "Content Marketing" Selbstständige und der Sportwissenschaftler noch eine 40 Quadratmeter große Wohnung. "Die erste Frage war, ob wir etwas aus der bestehenden Substanz machen können, oder ob wir etwas komplett Neues planen", erklärt Tauss im Esszimmer, während die acht Monate alte Marlene zufrieden vor sich hin brabbelnd mit ihrer Mama auf der Spieldecke liegt. Aus Nachhaltigkeits-, aber auch Kostengründen entschied man sich, mit der vorhandenen Substanz zu arbeiten. "Unser Glück war, dass der Bestand eine gute Basis für einen Umbau bot."

Der Grundriss blieb also erhalten, Baustoffe aus den 1970ern, die heute als bedenklich gelten, wurden entfernt. Das Haus thermisch auf aktuellen Stand zu bringen, war eine der größten Herausforderungen. "Durch den Tausch des Heizsystems und umfangreiche Dämmmaßnahmen konnten wir mit ökologischen Materialien sogar den Niedrigenergiehausstandard realisieren." Heute wird mithilfe einer Luftwärmepumpe in Verbindung mit einer Fußbodenheizung geheizt, für zusätzliche Wärme und Heimeligkeit sorgt ein Schwedenofen im Wohnzimmer.

Das ehemalige Satteldach verwandelte sich während des Umbaus in ein Pultdach, mit sieben Grad Neigung. "Hier habe ich sehr lange herumgetüftelt, bis ich die passende Ausrichtung und Neigung gefunden hatte", erinnert sich Mark Tauss zurück. "Heute kommt das Haus ohne zusätzliche Beschattung aus, und der Wohnraum bleibt selbst im Hochsommer angenehm kühl. Die großen Glasflächen ermöglichen freien Blick auf die Sonnenuntergänge – 365 Tage im Jahr", erklärt der 49-Jährige stolz, der für die Schattenberechnung eigens ein Modell baute, um mithilfe einer digitalen Sonnenanimation genau zu analysieren, wann die Sonne in welchem Winkel zum Haus steht.

Aber auch innen blieb kein Stein auf dem anderen. Heute hat die mittlerweile dreiköpfige Familie 93 Quadratmeter Wohnfläche zur Verfügung und dafür den Grundriss des Bestandshauses komplett neu gedacht. Aus der ehemaligen Veranda wurde das Esszimmer, das sich nun mit einer Schiebetür auf einen geräumigen, überdachten Balkon öffnen lässt. Innen wie außen kann man an wolkenfreien Tagen den Blick bis zur Koralpe genießen. Was nicht nach Tauss’ Vorstellungen auf dem Markt erhältlich war, hat er nach ausgiebiger Tüftelei selbst gefertigt. So bietet beispielsweise das Balkongeländer freie Sicht nach draußen, ohne Vorbeispazierenden viel Einblick zu gewähren.

Ebenso erzeugt der petrolfarbene Anstrich im Esszimmer an Sonnentagen eine Art Spiegeleffekt, sodass man trotz der bodentiefen Fenster nicht wie "in einer Auslage" sitzt. Die Decke zieren hier zahlreiche, unterschiedlich hohe Lärchenquadrate, die nicht nur akustisch dienlich sind, sondern auch optisch einen angenehmen Bruch darstellen. "Die haben mich und meinen Vater wirklich lange beschäftigt", erklärt der Sportwissenschaftler. Im Wohnzimmer zieht aber ein anderes Detail die Blicke der Besucher auf sich: das "fliegende Fahrrad" über der Couch.

"Dieses Rad war Marks allererstes Rennrad", erklärt Melanie Almer mit Blick auf die gemütliche Couch-Ecke, bei der man sich gegen den Rat eines Experten dazu entschied, auf eine schmale, hoch gelegene Fensterfront zu verzichten. "So hat man mehr Sicherheit im Rücken und fühlt sich geborgener", erklärt Mark Tauss. Stattdessen wurde aber in der Wand zum Vorraum ein Loft-Fenster eingebaut, das nun für mehr Licht im Eingangsbereich sorgt. Außerdem praktisch: Kästen sowie eine kleine Sitzbank, die das Fenster einrahmen.

Die ehemalige Küche verwandelte sich unterdessen in das Elternschlafzimmer – schwebendes, vom Hausherrn eigens angefertigtes Bett inklusive. Als "Fluch und Segen" bezeichnet der Heimwerker hingegen den versteckten Wäscheschacht im Kleiderschrank, der direkt in den Schmutzwäschekorb im Keller mündet. "Die Wäsche ist zwar schnell aus dem Blickfeld – das Problem verschiebt sich allerdings nur eine Etage tiefer", sagt er und lacht.

Freude am Tüfteln entdeckt

Während im Innenbereich Kalkputz für ein behagliches Wohnklima sorgt, entschied sich das Paar beim äußeren Erscheinungsbild für eine hinterlüftete Fassade aus Fichtenholz. "Ich bin überzeugt, dass heimische Fichte fast genauso beständig ist wie Lärche, wenn diese konstruktiv geschützt ist. Durch den Dachüberstand sind das vorvergraute Fassadenholz sowie die Fensterelemente deutlich weniger Witterungseinflüssen ausgesetzt", so Tauss, der während der Bauphase seine Freude am Tüfteln und Lösen noch so gefinkelter Aufgaben entdeckt hat und im Sommer bereits das nächste Projekt angehen will. "Dann ist die Fertigstellung des Carports samt Hauszufahrt an der Reihe", sagt er strahlend.