Kaputtgegangenes zu reparieren, sollte selbstverständlich sein. Nun ist der Reparatur ein ganzes Festival gewidmet. Wann ist uns das Reparieren abhandengekommen?
TINA ZICKLER: Bis vor rund 100 Jahren war es Standard, etwas zu reparieren. Auch nach dem Krieg hat man wahnsinnig viel repariert. Ich selbst bin auch noch geprägt von meinen Eltern, die Kriegskinder sind und Mangel erlebt haben. Bei uns durfte man nichts wegschmeißen. Man hat alles repariert. Aber mittlerweile wissen viele Kinder und Jugendliche nicht mehr, dass es eine Kultur der Reparatur gab. Daher gibt es dieses Festival.

Wie entstand die Idee?
Ich habe 2016/17 eine große Ausstellung zum Thema Handwerk im MAK Wien kuratiert, da hat sich die Idee verfestigt. Handwerk ist ganz eng mit Reparatur verbunden. Man produziert, im Gegensatz zur industriellen Fertigung, keine Produkte, die man nicht reparieren kann. Der wichtigste Grund ist aber die Klimakrise, die wir jetzt anpacken müssen. Und die Reparatur ist eine wunderbare Möglichkeit, die Nutzung von Gebrauchsgegenständen zu verlängern und Ressourcen zu schonen.

Welche Bereiche müssen im Sinne des Reparierens neu gedacht werden?
Wir haben einen Vortrag von Peter Knobloch, er unterrichtet an der Universität für angewandte Kunst in Wien „Design für repairability“. Man hat früher Reparaturfähigkeit im Design gar nicht mitgedacht. Es ist der Anfang einer Bewegung – und sie kann sehr stark werden. Reparatur ist Selbstermächtigung, sie macht Spaß, ist kreativ und bietet Individualität. Wenn man etwas repariert hat, dann ist man stolz auf sich und hat auch eine andere Beziehung zu den reparierten Dingen.