Wegen der Pandemie müssen wir mehr Zeit Zuhause verbringen. Haben wir durch diese Einschränkung eine neue Sicht auf unsere vier Wände?
Oona Horx-Strathern: Ja, weil viele Leute Geld, Zeit und Energie in ihr Heim gesteckt haben. Sie haben in ihre Küche investiert, weil sie mehr kochen. Die Küche steht jetzt viel mehr im Zentrum. Früher war sie das Herz des Hauses, jetzt sie auch der Motor.
Sie leben mit Ihrer Familie im „Future Evolution House“. War es für die Pandemie gerüstet?
Es war hilfreich, dass wir eher modular gebaut haben, weil wir im ersten Lockdown statt zwei, plötzlich sechs Personen im Haus waren. Mein Vater aus England war da, meine beiden Söhne, einer hatte seine Freundin dabei. Wir haben uns gut arrangiert, miteinander gekocht und beim Essen gemerkt, dass wir immer am selben Platz saßen. Also haben wir beschlossen, dass sich jeder, jeden Abend auf einen anderen Platz setzt und herausgefunden, dass es 120 Sitz-Variationen gibt. Es ist wie bei der „Reise nach Jerusalem“. Wir haben gemerkt, dass wir andere Gespräche geführt haben.
Gibt es fixe Parameter, damit sich ein Mensch zuhause fühlt?
Ja, im Grunde geht es um die vier L: Licht, Luft, Lärm, Liebe. Bei Licht sprechen wir von Beleuchtung und natürlichem Licht, das der mentalen Gesundheit hilft. Man sagt ja, wenn man eine Idee hat, „ein Licht geht an“. Zur Luft: Je mehr Zeit wir zu Hause verbringen, desto mehr denken wir über die Qualität der Dinge nach, die uns umgeben. Die Luftqualität draußen können wir nicht beeinflussen, aber in unserer Wohnung schon. Und es geht um Lärm. Wenn man viel daheim ist, merkt man den Lärm der Nachbarn oder Mitbewohner. Viele Wohnungen sind offen gestaltet, aber wenn man mehr zu Hause arbeitet, braucht man Rückzugsorte. Und wenn es um Liebe geht, geht es auch um Design. Wir stecken viel mehr Liebe in unser Heim und investieren mehr in gute Möbel. Hier legen wir nun auch strengere ökologische Maßstäbe an.
Trendforscherin
Horx-Strathern: "Früher war die Küche Herz des Hauses, jetzt ist sie auch der Motor"
