Das Durchblättern einschlägiger Broschüren zeigt: Leistbarer Wohnraum wird kleiner. Bei neuen Wohnprojekten sind Einheiten jenseits der 80 Quadratmeter schon die Ausnahme. Die Folgen sind eindeutig (und logisch): Mieten und Kaufpreise steigen, die durchschnittlichen Quadratmeter pro Bewohner werden weniger, so in Wien seit 2011 um vier Quadratmeter.

Das bringt Probleme mit sich. Wenn überhaupt, werden winzige Kellerabteile angeboten, geräumige Dachböden gehören ohnedies längst der Wohngeschichte an. Große, gar begehbare (Kleider-)Schränke sind in den neuen Wohnwelten nur im Luxussegment möglich. Wohin also mit all den Sachen, von denen man sich nicht trennen möchte? Oder die man schlicht und einfach braucht?

Die Self-Storage-Räumlichkeiten bieten einen zusätzlichen Stauraum
Die Self-Storage-Räumlichkeiten bieten einen zusätzlichen Stauraum © (c) WWW_kpic_at

Wohnflexibilität

„Wo Dinge wohnen“ ist der Titel einer Ausstellung, die „Das Phänomen Self-Storage“ aus vielen Perspektiven anschaulich macht. Informativ und unterhaltsam wie das Buch desselben Titels. Das untersuchte Phänomen der Anmietung von Stauraum außerhalb der eigenen vier Wände ist nicht neu. Es kommt aus dem Musterland der Wohnflexibilität, den USA, wo es schon vor gut einem halben Jahrhundert gängig war. Aber auch in Österreich hat man bereits gut zwei Jahrzehnte Erfahrung mit der Alternative zu Keller und Dachboden. Und sie boomt.

Der erste österreichische Standort des Marktführers „My Place“ wurde Ende der 1990er-Jahre an der Wiener Peripherie eröffnet: 195 Quadratmeter. Heute bietet „My Place“ fast 50.000 Quadratmeter an. Und ist allein in Wien mit einem guten Dutzend Mitbewerbern konfrontiert, die nochmals über annähernd 50.000 Quadratmeter verfügen. Ein dynamischer Wachstumsmarkt, für den sich mittlerweile auch René Benkos Signa-Holding interessiert.

Platz für Dinge, die von einer wechselvollen Familiengeschichte erzählen: Miranda Martin in ihrem Self-Storage-Abteil
Platz für Dinge, die von einer wechselvollen Familiengeschichte erzählen: Miranda Martin in ihrem Self-Storage-Abteil © (c) WWW_kpic_at

Beeindruckende Ausstellung

Rund zwei Drittel der Nutzer sind Privatpersonen, die aus eingangs genannten Gründen durchschnittlich hundert Euro im Monat für Stauraum berappen. Das Restdrittel wird von meist kleinen Firmen oder diversen Büros als Depot für Waren und Akten genutzt. Die Ausstellung bringt etliche Fallbeispiele, anhand von Videos und Fotografien.

Letztere wie auch beeindruckende Bilder unterschiedlichster Self-Storage-Räumlichkeiten stammen vom steirischen Fotografen Klaus Pichler, der bereits mit Bilderzyklen über das Wiener Naturhistorische Museum, die Wiener Beiselszene oder die vergängliche Schönheit von Früchten auf sich aufmerksam machte. „Für einen Fotografen sind Self-Storage-Depots eine harte Nuss“, sagt Pichler. Ihr wesentlichstes Merkmal seien „verschlossene Abteiltüren“. Pichler hat die Nuss bzw. die Schlösser souverän geknackt. Eine Abteilung ist mit „Versteckte Leichen, verborgene Schätze“ überschrieben und widmet sich Self-Storages in Kino- und TV-Filmen von „Das Schweigen der Lämmer“ bis „Breaking Bad“. Kenner der Materie beruhigen: Kopflose Leichen und verlorene Schätze sind in den allerwenigstens Fällen Inhalt selbst der dunkelsten Koje.

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