Durch die ausladenden Arme der alten Tannen hindurch blitzt der letzte Schnee vom Speikkogel herüber. Vögel zwitschern an diesem Frühsommertag, sonst ist es absolut ruhig. Genau diese Ruhe hat vor über 100 Jahren der Komponist Alban Berg wohl zu schätzen gewusst, als er während seiner Sommerurlaube in der Jugendstilvilla in Trahütten zwischen 1918 und 1922 seine Oper „Wozzeck“ schrieb. Die Villa gehörte Bergs Schwiegereltern, Bergs Frau Helene war möglicherweise eine uneheliche Tochter Kaiser Franz Josephs I. Auch Persönlichkeiten wie Alma Mahler, Franz Werfel und der Schriftsteller und Neffe von Albert Berg, Hans Lebert, waren in der Villa zu Gast.

Saß Alban Berg genau an der Stelle, an der jetzt ein weiß lackierter Gartenstuhl an der Holzschindelfassade steht, als ihm das Wiegenlied im ersten Akt durch den Kopf ging? An die Oper erinnert eine Gedenktafel im Garten. Enthüllt wurde diese 1968 im Beisein von Helene Berg, die 1976 in Wien verstarb.

Die Villa Alban Berg, die 1854 erbaut wurde, gehörte ab 1932 der Trahüttner Familie Sagmeister, bis das Schmuckstück 1975 in den Besitz der Familie Pieber-Lindner überging. Im selben Jahr wurde die Villa unter Denkmalschutz gestellt und liebevoll renoviert.

Für die aktuellen Besitzerinnen Franziska Pieber, Simone Pagger und Bettina Dengg ist das Haus voller Erinnerungen, haben die drei Schwestern doch unzählige Wochenenden und Sommer bei „Almomi“ Margareta Lindner in Trahütten verbracht. „Keiner wusste so viel und so lebhaft über den historischen Hintergrund der Villa zu erzählen wie die Oma“, sind die drei sich sicher. Immer wieder seien auch in dieser Zeit Künstler hier zu Gast gewesen. In den beiden Appartements mieteten sich Winter- und Sommertouristen ein – nicht wenige von ihnen kamen extra wegen Alban Berg. „Die Oma hat viel gelesen. Sie war überzeugt, dass in Hans Leberts ,Das Schiff im Gebirge‘ die Villa gemeint sein musste“, sagt Simone Pagger.

Das Haus war immer mit Leben erfüllt. Auch Margareta Lindner setzte diese Tradition fort. „Im Wohnzimmer mit der historischen Korbbank und dem Kamin hat sich das Leben abgespielt“, sagt Bettina Dengg. Wie viele Familienfeiern in der historischen Villa stattgefunden haben, können die drei gar nicht mehr mit Sicherheit sagen. „Die Villa war immer unser Familientreffpunkt“, sagt Dengg.

Doch die knapp 400 Quadratmeter Wohnfläche, zehn Zimmer, die zwei Appartements, die mehr als 3600 Quadratmeter Waldgrund – das alles will gehegt und gepflegt werden. Für die drei Schwestern ist dieser Aufwand zeitlich und finanziell nicht bewältigbar, weshalb sie die Villa nun schweren Herzens privat auf willhaben.at inseriert haben. „Es fällt uns extrem schwer, uns von all diesen Erinnerungen zu trennen. Doch die Villa will bewohnt werden“, sagt Franziska Pieber. „Wir suchen einen Liebhaber, dem der historische Wert etwas bedeutet. Auch die Oma hätte das so gewollt. “