Am Fundament für die beiden spektakulären Doppeltürme wird bereits gearbeitet, doch jetzt könnte sich der bis 2011 geplante Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt beträchtlich verzögern. Die im August vergangenen Jahres begonnene Suche nach einem Generalunternehmer für das Projekt wurde abgebrochen, wie die EZB am Mittwoch überraschend mitteilte. Das internationale Ausschreibungsverfahren habe zu keinem "zufriedenstellenden wirtschaftlichen Ergebnis" geführt, da das von der EZB vorgegebene Budget von 500 Millionen Euro für den Neubau "deutlich" überschritten worden sei.

Genehmigung erhalten. Die EZB hatte für den Neubau im Frankfurter Osten, der die denkmalgeschützte frühere Großmarkthalle einbindet, vor sechs Wochen die Genehmigung der Stadt erhalten. Der Generalunternehmer sollte mit dem Bau im Oktober beginnen. Erste Pfähle für das Fundament sind bereits in die Baugrube gerammt. Und an der Großmarkthalle wurde mit dem Abriss der Klinker-Anbauten ebenfalls schon begonnen.

Ausschreibung beendet. Die Euro-Banker stecken jetzt in der Klemme: Sie haben immer wieder betont, dass die von dem Wiener Architektenbüro Coop Himmelb(l)au entworfenen Türme mit dem Umbau der Großmarkthalle nicht mehr als eine halbe Milliarde Euro (zu Preisen von 2005) verschlingen dürfen. Diese Summe hatten neben dem Architektenbüro auch externe Gutachter ermittelt. Wegen der "entschiedenen Verpflichtung", die Finanzmittel der EZB verantwortlich zu nutzen, sei die Ausschreibung nach dem Generalunternehmer beendet worden, hieß es jetzt.

Vorarbeiten gehen weiter. Die EZB will in den kommenden Wochen über ihr weiteres Vorgehen entscheiden. Die Vorarbeiten sollen jedoch wie geplant weitergehen. Noch Anfang Mai war die EZB von einer Bauzeit von rund drei Jahren ausgegangen. Insgesamt wurde für das gesamte Projekt mit Grundstücksankauf und Erschließung des am Main gelegenen Geländes, für das besondere Sicherheitsvorkehrungen gelten, rund 850 Millionen Euro veranschlagt. Im Jahr 2011 sollte der für über 2.000 Mitarbeiter geplante Neubau bezugsfertig sein. Derzeit hat die EZB rund 1.350 Mitarbeiter, die auf mehrere Gebäude im Frankfurter Bankenviertel verteilt sind.

Spannbeton-Halle. Die vergebliche Suche nach einem Generalunternehmer ist nicht das erste Problem, mit dem das Neubauprojekt konfrontiert ist. Auch der von der EZB geplante Umbau der Großmarkthalle hat in Frankfurt in den vergangenen Jahren für Aufregung gesorgt. Die Spannbeton-Halle des Architekten Martin Elsaesser aus dem Jahr 1928 soll einen stählernen Querriegel erhalten, der der EZB künftig als Eingangscenter und als Pressezentrum dient. Diese bauliche Veränderung hatten unter anderem die Nachfahren des Architekten kritisiert. Doch mit den Elsaesser- Erben wurde inzwischen eine Lösung gefunden. Sie sollen eine Abfindung von rund 200.000 Euro erhalten, die einer Stiftung zur Pflege des Werkes des Architekten zur Verfügung gestellt wird.