Gibt es einen Satz, mit dem man die aktuellen Preisentwicklungen bei steirischen Immobilien zusammenfassen kann?
Nikolaus Lallitsch: Es gibt eine verstärkte Nachfrage und flächendeckend steigende Preise. Das betrifft alle Regionen. Die Leute sind kaufbereiter.

Worauf führen Sie das zurück?
Lallitsch: Unter anderem auf den Konjukturoptimismus. Die Menschen trauen sich auch große Vorhaben zu. Diese positive Stimmung wittern zuerst die Verkäufer und ziehen an der Preisschraube. Zwischen ihren Erwartungen und der Realität geht dann die Schere allerdings noch weit auseinander. Aber das Angebot ist schon knapper geworden und die Leute wissen, dass sie für ihren Wohntraum in absehbarer Zeit mehr zahlen müssen als jetzt - einen höheren Kaufpreis und mehr Zinsen! Folglich nützen viele den guten Zeitpunkt, jetzt zu kaufen. Ein Kaufboom entsteht ja erst bei steigenden Preisen.

Wo sind bei den neuesten Preiserhebungen die größten Überraschungen versteckt?
Lallitsch: In bisher unterprivilegierten Gegenden: im südlichen Aichfeld, Bruck oder in der Oststeiermark. Es gibt einen Grazer Bezirk, bei dem die Preissteigerung besonders ins Auge sticht: Liebenau. Dort verbessert sich gerade die Infrastruktur: Die Straßenbahnlinie wird verlängert und es entstehen neue "Park- and Ride"-Plätze. Auch das neue Einkaufszentrum bringt Attraktivität. Außerdem waren die Preise hier bisher sehr moderat, sodass zweistellige Preissteigerungen durchaus plausibel werden. Einer der wenigen Verlieren ist Graz-St. Peter. Zu viel Stau, zu viel Lärm, zu hohe Preise! Generell ist freilich in allen steirischen Regionen ein Preisanstieg zu verzeichnen.

Welche Objekte sind begehrt?
Lallitsch: Kleinwohnungen zwischen 50 und 60 Quadratmetern, aber auch Garconnieren. Interessant ist, dass immer mehr Menschen die Immobilie als Familiensparform für sich entdecken. Es sind längst nicht mehr nur die Geldanlage-Profis, die in Immobilien investieren. Besonders begehrt sind hier kleine Wohnungen ab 50.000 Euro. Um diesen Preis bekommt man durchaus eine ordentliche Vermietwohnung und muss dafür keine großen Schulden machen - wenngleich der Steuerberater womöglich dazu raten wird, die Hälfte des Kaufpreises über einen Kredit zu finanzieren.

Als Anlageobjekt punktet also die gebrauchte Wohnung? Selbst in den unbeliebten Bauten der 70er?
Lallitsch: Für diese Zielgruppe schon. Hier investiert, wer sein Geld sicher anlegen will. Renditen um die fünf Prozent sind durchaus drinnen, bei vergleichsweise geringerem Einsatz.

Wie weit sind Sanierungen älterer Objekte ein Thema?
Lallitsch: Da kommt ein Riesen-Thema auf uns zu. Wir wickeln in unseren Raiffeisen-Banken und -Wohntraumcentern ja ein Drittel der steirischen Wohnbauförderungsansuchen ab. Gegenüber dem Vorjahr haben wir bei Ansuchen um Sanierungsförderungen ein Plus von 42 Prozent. Bei Eigenheim- und Jungfamilienförderungen sind die Zahlen konstant. Die Novelle zur Wohnbauförderung ist auch in diesem Zusammenhang zu sehen. Immerhin gibt es laut unseren internen Berechnungen rund 1,5 Millionen österreichische Haushalte mit Sanierungsbedarf, 225.000 davon in der Steiermark.