EPS-Platten sind das gängigste Dämmmaterial: Sie sind kostengünstig und einfach zu verarbeiten. Kritische Stimmen merken allerdings an, dass in einem Quadratmeter davon ein Liter Erdöl steckt und EPS im Prinzip Sondermüll ist. Kann man dem etwas entgegensetzen?
ERWIN KALTENEGGER: Es gibt die ganz emotionslose Rechnung eines deutschen Bauträgers, der auch EPS verwendet und sagt, dass binnen kürzester Zeit die Einsparung von Heizöl um ein Vielfaches höher ist als der Ölverbrauch für die Herstellung des Dämmmaterials. Ad Sondermüll: Der Wärmeschutz sollte für mindestens 30 Jahre an der Wand bleiben, danach sollte es eigentlich eine Möglichkeit geben, das Material gut aufzuarbeiten.
Sie haben also keine Bedenken?
KALTENEGGER: Ökologisch betrachtet ist EPS natürlich zu vermeiden. Das versuchen wir auch, wo immer es geht, aber es ist auch eine Preisfrage. Ich bin immer noch eher dafür, dass man Öl für die Wärmedämmung verwendet und nicht für das Verheizen im Ofen oder zum Autofahren. Wir diskutieren hier über einen Liter Öl pro Quadratmeter Dämmung - fahren Sie einmal mit dem Auto nach Wien und retour, dann erledigt sich die Debatte.
Wo es geht, vermeiden Sie EPS?
KALTENEGGER: Natürlich, ich bin kein Freund von EPS. Aber gerade im geförderten Wohnbau haben wir oft keine andere Chance, als EPS zu nehmen, weil es sonst zu teuer wird. Ich meine, dass es eine ökologisch sinnvolle Tat ist, den Heizenergiebedarf zu senken, auch wenn man dafür EPS verwendet.
Die Alternativen?
Kaltenegger: Wenn es geht, dämme ich gerne mit Zellulose. Das ist Recyclingmaterial, baubiologisch empfehlenswert, gut zu verarbeiten und das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Vor allem im Holzbau ist eine Zellulose-Dämmung sinnvoll.
Als Argument gegen EPS taucht auch immer wieder der Vorwurf auf, dass es nicht "atmet".
KALTENEGGER: Das ist ein Missverständnis. Wenn ein Mauerwerk "atmet", dann höchstens einmal im Jahr ein und einmal aus. Wenn ein Haus atmet, dann nicht über das Mauerwerk, sondern über die undichten Fenster.
Und die Angst, dass mit EPS eher der Schimmel kommt?
KALTENEGGER: Wärmedämmung, richtig ausgeführt, schafft höhere Oberflächentemperaturen und verringert dadurch die Schimmelgefahr.