Die Wirtschaftskrise hat der Immobilienbranche nicht geschadet, im Gegenteil. Wird der Hype um die Immobilie andauern?

GERALD GOLLENZ: Die letzten Jahre waren gut, sogar sehr gut. Ich glaube, dass das noch ein bis zwei Jahre anhalten wird, weil die Leute noch immer Angst um ihr Geld haben.

Hat die Goldgräberstimmung auf dem Markt die Anzahl der Maklerbüros vergrößert? Was sichert die Qualitätsstandards ab?

GOLLENZ: Der Maklermarkt in der Steiermark ist sehr gut - es gibt ein paar Big Player und ein paar kleine. Insgesamt glaube ist, dass der Maklermarkt in Graz überschaubar ist - das ist anders als in Wien, wo sehr viele auf dem Markt sind und ums Überleben kämpfen.

Welchen Trend gibt es bei der Nachfrage?

GOLLENZ: Man muss zwischen Anlegern und Eigennutzern unterscheiden. Anleger wollen Bereiche, wo sie gut vermieten können. Und das ist nicht mehr nur die Lage. Es geht darum, dass die Wohnung in jeder Hinsicht top ist, auch bei den Betriebskosten.

Die Immobilienpreise in der Steiermark sind gestiegen?

GOLLENZ: Ja. Vor zwei Jahren hatten wir beim Kalkulieren immer noch einen Zweier bei den Verkaufspreisen stehen, jetzt geht es in Richtung 3000 Euro. In den letzten Jahren hatten wir sicher eine Preissteigerung von zehn Prozent. Es gibt nur ein gewisses Quantum an Wohnungen auf dem Markt. Wir haben keine Überproduktion. Die Nachfrage hingegen war in den letzten Jahren enorm.

Was ist mit älterer Bausubstanz? Ein Ladenhüter?

GOLLENZ: Hier ist die thermische Sanierung ein wichtiges Thema. Wir hätten in letzten Jahren auch viel mehr 60er- und 70er-Jahre-Wohnungen verkaufen können, die gut saniert sind, aber auch die waren nicht im Übermaß auf dem Markt.

Welches Budget steht den Leuten derzeit im Durchschnitt für den Wohnungskauf zur Verfügung?

GOLLENZ: Wir hatten in den letzten Jahren sehr viele Investoren, die zu 100 Prozent eigenfinanziert haben, die wollten ihr Geld einfach anlegen. Und diejenigen, die sich einen Lebensraum schaffen wollen, haben meist etwas geerbt oder etwas verkauft. 30 bis 40 Prozent des Kaufpreises muss man heute haben, den Rest kann man fremdfinanzieren. Eine 80- m²-Wohnung liegt heute im Durchschnitt preislich irgendwo zwischen 200.000 und 250.000 Euro - dafür sollte man 80.000 bis 90.000 Euro Eigenkapital haben. Das ist auch das, was die meisten Leute mitbringen.

Werden die Anleger mittlerweile schon rarer?

GOLLENZ: Momentan könnten wir viel anbieten - wir haben aber nicht viel. Graz ist ja eine Studentenstadt: Wir sehen, dass Eltern von Kindern, die studieren, immer häufiger eine Zwei-Zimmerwohnung in der Stadt kaufen, hier eventuell ein Zimmer vermieten, um damit die Betriebskosten zu finanzieren.

Was sind die Schlüsselwörter für eine gefragte Immobilie?

GOLLENZ: Das Wichtigste ist eine flexible Planung: Der Kunde muss hier wohnen können, wenn er kleine Kinder hat, aber auch, wenn diese ausgezogen sind. Der zweite Punkt: Die Ausstattung muss neuesten technischen Erfordernissen entsprechen und ich muss heute eine Bauqualität liefern, die das Wohlbefinden garantiert, aber auch die Kosten niedrig hält.