"Extreme Freude" – so beschreibt Karin Stanger ihr Gefühl bei der Eröffnung des sozialen Wohnprojekts VinziRast-mittendrin. Der schönste Moment war, als die Menschen die Schlüssel bekamen und ihr neues Zuhause bezogen. Die Vertreterin der Studierenden im Wohnprojekt war dabei, als 2009 das Audimax der Uni Wien von Obdachlosen und Studierenden besetzt wurde – damals entstand die Idee, gemeinsam mit der Vinzenzgemeinschaft St. Stephan ein Wohnhaus für Studierende und Obdachlose zu schaffen. Das Gebäude am Wiener Alsergrund im 9. Bezirk stammt aus den 1820er-Jahren und war vor dem Umbau quasi abbruchreif. Dank großzügiger Spenden zahlreicher Sponsoren konnte die Vinzenzgemeinschaft das Haus erwerben.

Offenes Haus

Das Architekturbüro gaupenraub plante gemeinsam mit Studierenden und Vinzigemeinschaft- Mitarbeitern ein "nach allen Kriterien offenes Haus", das zehn Wohngemeinschaften, ein Lokal, Werkstätten und verschiedene Gemeinschaftsräume beherbergt. „Im Mittelpunkt "tand das Ziel, Gemeinsamkeit zu fördern und Integration, Kommunikation und Toleranz zu unterstützen", sagt Alexander Hagner von gaupenraub. Durch das Abtragen des alten Dachbodens und das Aufsetzen eines neuen Daches mit zwei Ebenen entstanden eine weitere Etage und ein Dachatelier inklusive Garten für die gemeinschaftliche Nutzung. Das alte Hofgebäude wurde bis auf die Stahlkonstruktion abgetragen – so entstand ein ruhiger Innenhof für das Lokal "mittendrin".

Gute Zusammenarbeit

"Die Mitglieder der Wohngemeinschaft wurden durchgehend in die Planung und Ausführung mit einbezogen", erklärt Stanger das Konzept. Von der guten Zusammenarbeit war sie von Anfang an fasziniert. "Eines der Highlights ist für mich das "mittendrin" – hier steckt sehr viel Gemeinschaftsarbeit drin." Sie hat selbst mitgearbeitet, als die Wände und die Decke des Lokals mit kleinen Brettchen von Obst- und Gemüsekisten verkleidet wurden. "Ich habe heute noch Rückenschmerzen", erzählt sie und lacht, "eine WG-Bewohnerin hat sogar vor der Eröffnungsfeier die ganze Nacht lang getackert, damit alles fertig wird."

Die neuen Bewohner zahlen eine faire, den Raumgrößen angepasste Miete und werden auch in Zukunft für die Erhaltung und Nutzung der schönen Räumlichkeiten an einem Strang ziehen. "Auch wenn wir schon viel geschafft haben, gibt es noch genug zu tun", ist Karin Stanger überzeugt.