Die Industriellenvereinigung tat es vor der Landtagswahl und nannte es „Lösungen für die Steiermark“, die Wirtschaftskammer macht es jetzt, wenige Tage nach dem Urnengang, und legt „Denkanstöße für Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand in der Steiermark“ vor. Beide Papiere können als Forderungskatalog an die künftige Landesregierung gelesen werden.
Die Wirtschaftskammer hat dafür ihr Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung (IWS) die Sparten, Fachgruppen und Regionalstellen abfragen lassen und so eine umfassende Mängel- und Maßnahmenliste zur Standortsicherung zusammengetragen.
Ganz oben in der Dringlichkeit: Die prognostizierte Zuspitzung des Fachkräftemangels, der die Überbürokratisierung als Problemfeld Nummer Eins bei den steirischen Unternehmern abgelöst hat. Mit dem Ausblick, dass bis 2030 bis zu 50.000 Fachkräfte fehlen werden, fordert WK-Präsident Josef Herk daher eine Stärkung der dualen Ausbildung. Es brauche in Berufsschulen eigene Klassen für Maturanten, wird WK-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg konkret. „Selbstständigkeit beginnt im Kindergarten und ist nicht an einen Gewerbeschein gebunden“, verweist Herk auf ein neues Gesellschaftsbild.

Gegen Ausdünnung der Regionen

In den von IWS-Leiter Ewald Verhounig kuratierten „Denkanstößen“ findet sich zudem eine lange Liste an Infrastrukturvorhaben: Vom Ausbau der Straßen- und Schienenverbindungen Richtung Slowenien bis zur Forcierung der Phyrn-Schober-Achse; vom Breitbandausbau bis zur „Hebung der Ausbaupotenziale bei erneuerbaren Energien“.
„Ein Ausdünnen der Regionen kann nicht die Zukunft sein“, mahnt Dernoscheg. Herk drängt vor allem auf erhöhte Geschwindigkeit bei Verfahrensabläufen und fordert von der Politik – die WK geht von einer Neuauflage einer VP/SP-Koalition aus – „unternehmerischen Mut und Ehrlichkeit“, um nicht auf halber Strecke vom Reformweg abzubiegen.

Für Übersiedlung von Ämtern in Regionen

Konkret wünscht sich die WK englischsprachige Schulen in der Obersteiermark, eine Fortsetzung der Gemeindefusionen und wiederholt ihre Forderung nach einer Übersiedlung einiger Landesamtsstellen von Graz in die Regionen. Diskutiert werden soll das Gesamtpapier bei einem „Standortdialog“, zu dem die Wirtschaftskammer Anfang nächstes Jahres die Regierungsparteien und Sozialpartner einladen will.