Das Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde gestern am Handelsgericht Wien eröffnet. Die im Sanierungsverfahren zu berücksichtigenden Passiva betragen insgesamt 15,4 Mio. Euro.

Als Insolvenzverwalter bestellt wurde bei der Pierre Lang Europe Handelsgesellschaft m.b.H. die Rechtsanwältin Susi Pariasek und bei der Hans Andersen Ges.m.b.H der Rechtsanwalt Norbert Abel, beide aus Wien. Gläubiger können ihre Forderungen bis 19. März 2019 anmelden. Die Abstimmung über den Sanierungsplan ist für 14. Mai 2019 geplant.

"Die angebotene Sanierungsplanquote von 20 Prozent binnen zwei Jahren wird noch auf die Angemessenheit zu überprüfen sein. Den Gläubigern muss jedenfalls eine Barquote bezahlt werden", verlangt Creditreform-Insolvenzexperte Stephan Mazal am Donnerstag in einer Aussendung.

Party-System

Pierre Lang Schmuck wird durch hunderte selbstständige Stylistinnen in Österreich vertrieben. In insgesamt 10 Ländern vertreiben 6.100 Stylistinnen den Modeschmuck. Die Insolvenzverfahren betreffen nicht die Vertriebsgesellschaften im Ausland.

Wie berichtet haben zwei Kerngesellschaften der Gruppe ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung beantragt. Die 1984 geschaffene Marke ist auch in Deutschland, Schweiz, Italien, England, Luxemburg, Frankreich, Polen und Tschechien vertreten. Die Anträge auf Insolvenzeröffnung wurden bereits am 22. Jänner eingebracht.

Der Schmuckhersteller musste bereits im September 2012 Insolvenz anmelden, weil der bisherige Eigentümer, der deutsche Direktvertriebs-Unternehmer Helmut Spikker, das Unternehmen "aushöhlte", so Freimüller. Innerhalb von zweieinhalb Jahren habe er 20 Millionen Euro aus den Unternehmen genommen und in seine anderen Firmen gesteckt. Gegen Spikkers Konzern Network World Alliance (NWA) wird Medienberichten zufolge wegen mehrerer Strafrechtsdelikte ermittelt.

Helmut Spikker übernahm die Pierre Lang-Gruppe 2010 - und soll das Unternehmen geschröpft haben
Helmut Spikker übernahm die Pierre Lang-Gruppe 2010 - und soll das Unternehmen geschröpft haben © (c) privat

Die Gründerfamilie Andersen hatte erst im Jänner 2010 an Spikker verkauft - angeblich, weil sich innerhalb der Familie Andersen kein Nachfolger finden ließ. Die Andersens sahen in Spikker einen geeigneten neuen Eigentümer, da er sich als Gründer der LR Health & Beauty Systems GmbH, die Kosmetik- und Nahrungsergänzungsprodukte herstellt und vertreibt, im Direktvertrieb bereits einen Namen gemacht hatte.

Der Modeschmuck wird im Direktvertrieb verkauft. Wie bei Tupperware-Partys kommt eine Verkaufsberaterin zu einem nach Hause und stellt die neueste Kollektion vor. 2011 hat die Firma mit diesem Konzept rund 100 Millionen Euro umgesetzt.