Vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass Steinhoff, der Mutterkonzern von Kika/Leiner womöglich noch einmal hohe Abschreibungen vornehmen muss. Könnte das auch Kika/Leiner in Österreich tangieren?

Gunnar George: Das soll sich jetzt nicht negativ anhören, aber egal, was mit Steinhoff als Gesellschafter passiert, Kika/Leiner hat eine Zukunft, das haben wir auch in jenem Zeitraum gemerkt, als es Ende Dezember, Anfang Jänner besonders viele negative Schlagzeilen gegeben hat. Im Zuge des Restrukturierungsprozesses wurden etwa unsere Mieten langfristig schon halbiert, sodass wir auf der sicheren Seite sind. Und wir haben auch den Großteil der Gelder, die wir für die Restrukturierung benötigen, bereits erhalten. Wir kommen in Österreich auf mehr als 20 Prozent Marktanteil und in etwa gleich viel in Osteuropa - das Unternehmen Kika/Leiner hat absolut seine Daseinsberechtigung.

Wie sieht es mit dem Kundenvertrauen aus?

Gunnar George: Gerade in der Akutphase im Dezember und Jänner haben wir die Verunsicherung bei Kunden gespürt, etwa bei den Anzahlungen, da hatten wir in den letzten Jahren immer eine Quote von rund 40 Prozent. Die ging in dieser Zeit auf etwa 20 Prozent zurück. Seit März steigt sie aber wieder und liegt jetzt bei rund 38 Prozent. Man merkt schon, dass das Vertrauen der Kunden wieder zurückkommt. Man merkt allerdings auch, dass die Frequenzen bei Großmöbeln, etwa bei Küchen oder teuren Wohnzimmern, zurückgehen.

Im Zuge der Restrukturierung werden neben zwei Lipo-Filialen auch der Kika-Standort in Wolfsberg sowie der Leiner in Bruck an der Mur geschlossen. Wie sieht hier der Zeitplan aus?

Gunnar George: Beide Filialen werden mit Ende Juni definitiv geschlossen. Wir haben uns zuvor alle 50 Filialen in Österreich genau angesehen und analysiert, inwieweit die einzelnen Standorte auf Sicht eine Überlebenschance haben.

Stehen die Sozialpläne für die betroffenen Mitarbeiter?

Gunnar George: Ja, die Sozialpläne sind für beide Standorte bereits unterzeichnet. Wir haben jedem Mitarbeiter auch einen Job in einer anderen Filiale angeboten.

Wird das angenommen?

Gunnar George: Das hängt natürlich vom Wohnort und den Distanzen ab. Gute Verkäufer sind wie Goldstaub, uns ist natürlich daran gelegen, so viele wie möglich zu halten und nicht an den Mitbewerb zu verlieren. Auch wenn wir sparen müssen, bei den Mitarbeitern brauchen wir in einigen Bereichen sogar eher mehr, etwa gute Monteure. Wir können uns nur durch gute Mitarbeiter differenzieren und nicht durch das Prinzip, immer weniger, immer günstiger. Die Zeiten sind vorbei - zumindest für unser Geschäftsmodell.

Wie sehen die Zukunftspläne für Kika/Leiner aus?

Gunnar George: Wir arbeiten mehrgleisig. Vertrauen muss man sich erarbeiten, wir müssen dem Kunden offensiv zeigen und deutlich machen, dass es uns weiter gibt und das nach außen tragen.

Wo liegen derzeit die Schwerpunkte?

Gunnar George: Gerade in den Regionen haben wir viel gemacht, in Premstätten haben wir unser neues Logistik- und Servicezentrum eröffnet, in Linz geht Ende Mai das dritte in Betrieb. Damit haben wir den Großraum Österreich mit Wien, Linz und Graz logistisch sehr gut abgedeckt. Das ist die Grundlage für den Ausbau des Online-Handels.

Welche Ziele verfolgen Sie im Online-Bereich?

Gunnar George: Ich glaube, dass sich dieser Bereich, auch durch neue Generationen bei den Kunden, stark entwickeln wird. Derzeit liegen wir bei Online-Umsätzen unter einem Prozent. In den nächsten drei bis fünf Jahren wollen wir auf fünf bis zehn Prozent kommen. Neben der Logistik und dem Online-Ausbau wollen wir auch die Marken Kika und Leiner wieder stärker differenzieren.