Auch wenn Boulevardmedien schon den Butternotstand postulieren – von tschechischen Verhältnissen ist man hierzulande wohl noch weit entfernt: Dort hat diese Woche ein Mann versucht, 150 Butterpackungen – quasi auf einen Schlag – aus einem Supermarkt zu stehlen, um sie lukrativ weiterzuverscherbeln . . .

Die seit Frühjahr ungebrochen hohe internationale Nachfrage nach Milchfett hat wie berichtet auch in heimischen Supermarktregalen die Butterpreise um 50 Cent bis zu einem Euro pro Viertelkilopackung ansteigen lassen. Und hat den Milchmarkt, der ab Ende der Quotenregelung im März 2015 von Tiefstpreisen und Tristesse bei Bauern gekennzeichnet war, praktisch über Nacht auf den Kopf gestellt. Doch wie reagieren Bauern und Molkereien auf die Situation? Und wird’s zur weihnachtlichen Keks-Backzeit tatsächlich leere Butterregale geben?

„Nein, es wird genug Butter da sein“, betonen die Chefs der drei größten steirischen Molkereien unisono. „Warum manche Handelsketten an einem Tag vor Butter-Engpass warnen und am nächsten Tag Butter in Aktion anbieten, ist für mich schwer nachvollziehbar“, sagt Jakob Karner, Obmann der Obersteirischen Molkerei (OM).

Die Preisausschläge nach unten und derzeit oben erklärt er damit, dass der Milchmarkt erst seit zwei Jahren keinen Beschränkungen mehr unterliege. „Mit dem freien Markt können alle Teilnehmer noch nicht umgehen und reagieren übernervös.“

Die 1500 OM-Lieferanten jedenfalls hätten auf den gestiegenen Milchpreis reagiert, so Karner: „Nachdem im ersten Halbjahr die Milchanlieferung preisbedingt unter dem Vorjahr lag, lieferten unsere Bauern im August dank gestiegener Preise um vier Prozent mehr Milch als im Vorjahres-August.“

Ähnliches berichten Johann Pretterhofer, Vorstand bei der größten heimischen Molkerei Berglandmilch (2000 steirische Milchlieferanten) und Hermann Schachner von der Ennstalmilch (718 Lieferanten). Die gestiegene Milchmenge könne gut dafür verwendet werden, auf die hohe Butternachfrage zu reagieren.

"Export gedrosselt"

Auch der Export wurde zuletzt etwa bei der Berglandmilch gedrosselt, sagt Pretterhofer, „um unsere Aufgabe, genügend Ware für den Inlandsmarkt zu produzieren, zu erfüllen“.

Wenngleich die Bauernmilchpreise bis Jahresende auf jetzigem Niveau, wenn nicht sogar ein bisschen höher angesiedelt sein würden, warnen die Molkereichefs die Landwirte vor zu viel Euphorie: „Der gestiegene Milchpreis steht derzeit nur auf einem Bein, weil Milchfett gefragt ist. Bei Eiweiß und Milchpulver gibt es Absatzprobleme“, so Schachner.

Auch Karner betont, dass niemand wisse wie der Markt nach Jahresende aussehe. „Ich sage den Bauern immer: ,Passt auf und fährt nicht ungebremst die Produktion hoch, und bitte baut nur Ställe, wenn ihr sie auch bei niedrigerem Preisniveau abbezahlen könnt.“ So schnell wie es jetzt nach oben ging, könne es wieder nach unten gehen. Denn eines hat das letzte Preistief drastisch gezeigt: Seit Quoten-Ende vor 2,5 Jahren haben in der Steiermark 15 Prozent der Milchbauern aufgehört. Seit 2010 sogar jeder vierte.