Nach der Erholung der heimischen Volkswirtschaft im Vorjahr sowie im ersten Halbjahr 2022 sehen die Konjunkturexperten vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (WIFO) und vom Institut für Höhere Studien (IHS) eine Abschwungphase. Für das laufende Jahr erwarten die Experten vom WIFO noch ein BIP-Plus von 4,8 Prozent, das IHS geht von einem Wirtschaftswachstum um 4,7 Prozent aus.

Der Ukraine-Krieg hat zu einem drastischen Anstieg der Energiepreise geführt. Aber auch die stark steigenden Rohstoffkosten haben die Inflation in die Höhe getrieben. Dies und die hohe Unsicherheit bremsen die Expansion der Weltwirtschaft. Daher erwarten die Konjunkturexperten nur noch ein geringes Wachstum bei relativ hoher Inflation. Das WIFO geht für das kommende Jahr 2023 von 0,2 Prozent Wirtschaftswachstum aus, das IHS von 0,3 Prozent.

Ein kräftiges Plus gab es im Vorjahr bei den Anlageinvestitionen. Seit Jahresbeginn hat sich das Investitionsklima jedoch deutlich abgekühlt. Dies hängt laut IHS mit der Abschwächung der internationalen Wirtschaftsaussichten zusammen. Die dadurch stark steigenden Energiepreise sind zusätzliche Bremsfaktoren. Demnach ist für heuer mit einem Rückgang der Anlageinvestitionen zu rechnen, dafür erwarten die Konjunkturexperten hier für 2023 ein kleines Plus.

Ein leichter Aufschwung ist laut IHS erst im Frühjahr 2023 zu erwarten - vorausgesetzt, die Gasversorgung kann aufrechterhalten werden. Der private Konsum sollte heuer mit einer Zunahme um 4,7 Prozent der Wachstumstreiber bleiben, prognostiziert das IHS. Das WIFO ist für das laufende Jahr vorsichtiger: Haushalte mit eingeschränkter Liquidität würden ihren Konsum reduzieren. Aufgrund der relativ hohen Inflation sei mit einer Zunahme dieser Haushalte zu rechnen. Andererseits würden Haushalte, die keine Liquiditätsschwierigkeiten haben, mehr konsumieren. Schließlich sinke der bereits negative Realzinssatz durch die Inflation weiter, was den Konsum anrege. Das WIFO rechnet mit einer Zunahme der Konsumausgaben um 3,8 Prozent im laufenden Jahr und um 1 Prozent 2023.

Rückgang der Inflation

Allerdings werde sich die prognostizierte Abflachung der konjunkturellen Dynamik nur langsam auf die Preise auswirken, prognostiziert das WIFO. Daher erwartet das WIFO einen Rückgang der Inflation auf 6,6 Prozent. Das IHS geht mit 6,8 Prozent Inflation für das nächste Jahr hingegen von einer weniger optimistischen Prognose aus. Die hohe Verbraucherpreisinflation wird den Wirtschaftsforschern zufolge vor allem 2023 zu höheren Lohnabschlüssen führen. Schließlich erwartet das IHS, dass die Bruttoreallöhne heuer um 4,2 Prozent sinken. Erst 2023 sei mit einem kleinen Plus zu rechnen.

Durchaus positiv sind nach wie vor die Arbeitslosenzahlen, obwohl die Zahl der Arbeitslosen in den vergangenen Monaten leicht gestiegen ist. Für heuer rechnen die beiden Institute mit einem Anstieg der Beschäftigten um 2,7 bzw. 2,8 Prozent. Doch 2023 dürfte die Arbeitslosenquote von etwa 6,4 Prozent auf 6,7 Prozent steigen, sind sich WIFO und IHS einig.