Wie machen Sie den Unternehmerinnen und Unternehmern im Lockdown Mut, besonders den KMU und den Ein-Personen-Unternehmen?

CARMEN: GOBY: Wir erleben jetzt in Österreich eine Vollbremsung, welche die Wirtschaft hart trifft. Nicht nur die Exportwirtschaft, sondern gleichermaßen den Tourismus und im speziellen die vielen kleinen und mittleren Betriebe und  Dienstleister. Wenn es in kleinen Betrieben sehr schnell um die Existenz geht, herrscht auch Wut und Verzweiflung. Da braucht es einerseits emotionalen Zuspruch,  um  weiter an die eigene Vision zu glauben. Andererseits rate ich den Unternehmen, rasch alle verfügbaren Hilfen in Anspruch zu nehmen.  Dazu gibt es eine positive Resonanz seitens des Finanzministers, dass es die Hilfen geben wird. Für die kleinen Unternehmen ist der Härtefallfonds essenziell. Darüber hinaus braucht es aber auch noch Planungssicherheit.

Den Umsatzersatz wie im Lockdown vor einem Jahr hat Finanzminister Gernot Blümel noch nicht  reaktiviert.

Es wird alle Leistungen brauchen, die wir in der Vergangenheit aufgeboten haben, damit wir möglichst schnell wieder in einen Aufschwung kommen. Seitens der Regierung muss alles getan werden, was notwendig ist, um die Betriebe zu unterstützen, die völlig unverschuldet in diese Situation geraten sind. Die Betriebe waren eine der tragenden Säulen im Corona-Management und haben weit über die eigenen Aufgaben hinaus die Gesellschaft unterstützt und mit ihren Mitarbeitern und Strategien Lösungen gefunden.  Jetzt wurden Betriebe und Belegschaften wieder in eine Krisensituation hineinmanövriert und deshalb braucht es ein Commitment der Politik für Lösungen, dass  der Neustart planbar wird.

Waren in Ihren Augen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung und der Länder viel zu lasch?

Wir als Gestalter der Wirtschaft bevorzugen Anreize statt Strafen, damit die Menschen das   verstehen und mittragen können. Jede Einschränkung, jedes Verbot erzeugt Widerstand. Wichtiger ist es, die Menschen zu motivieren, auch gemeinsam unsere Sicherheit zu gewährleisten.

Bei den EPU – Sie führen ja selbst eines - kommt im Lockdown oft noch die Last der häuslichen Kinderbetreuung dazu.

Ja, ich habe selbst zwei Kinder zu betreuen, in vielen Fällen helfen auch die Väter mit. Im Coronamanagement ist es sehr wichtig, dass die Schule funktioniert und nicht alles zusammenbricht.  Die EPU sind aber auch sehr unterschiedlich nach Sektoren und  Einkommenshöhen, hin bis zu High Potentials, die international agieren.  Und in der Pandemie haben wir auch gesehen, dass die kleinen Betriebe sehr agil und anpassungsfähig sind und die Digitalisierung nutzen.

Besonders prekär trifft der Lockdown auch Gründer und Start-ups. Gerade haben Sie in Dubai seitens der Bundeswirtschaftkammer  wie schon in Tokio, Berlin und anderen Metropolen eine Landing Zone für sechs ausgewählte Start-Ups eingerichtet.  Warum in den Vereinigten Arabischen Emiraten?

Die Landing Zone ist ein Teil unserer Go International Initiative, wo wir junge Unternehmen, die neu in Märkte kommen, dabei unterstützen, Kontakte zu knüpfen und Feedback aus den Märkten zu erhalten. Die VAE haben sich dafür angeboten, weil sie auch ein Hub sind für Asien und Nordafrika, die in unserer Internationalisierungsstrategie der nächsten zehn Jahre eine wichtige Rolle spielen.

Das können jetzt wenige Start-ups in Dubai nutzen, wie helfen Sie allen anderen, die im Lockdown umso mehr unter  Mangel an Investorenkapital leiden?

In den Emiraten haben wir es erreicht, dass Start-ups hier in 100-Prozent-Eigentümerschaft tätig werden können, um den Markt ohne fremde Partnerbeteiligung unabhängig ausprobieren zu können. Für alle heimischen Start-ups bemühen wir uns intensiv um  gesetzliche Rahmenbedingungen mit Anreizen für Investoren, um Kapital zu aktivieren.

Sie haben in Dubai auch den Minister für Künstliche Intelligenz getroffen. Was nehmen Sie mit?

Auch hier zielt die Zusammenarbeit darauf, dass wir die Möglichkeiten für Start-ups ausbauen und gemeinsam mit dem Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort Chancen in der Digitalisierung eröffnen.  In Dubai sieht man, welche Chancen österreichische Unternehmen und ganz besonders Greentech Unternehmen haben, deren Produkte und Innovationen beim großen Thema Klimawandel sehr gefragt sind. Wirtschaft und Nachhaltigkeit werden als starke Partner erkannt. Auch die duale Ausbildung ist international sehr gefragt. Bei uns muss sich der Bildungsbereich aber noch sehr stark digitalisieren und mehr Schwerpunkt auf die MINT-Fächer legen.