"Kurzfristig muss man vor höherer Inflation keine Angst haben", zerstreut Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschk aus den USA überschwappende Inflationsängste. Eine jüngst angeklungene "Inflationshysterie" sei unnötig, sagt er. Erst  längerfristig in einigen Jahren könne es eine strukturelle Änderung geben. Die Notenbanken würden außerdem auch weiterhin mit ihrer extrem lockeren Geldpolitik die Regierungen unterstützen und für tiefe Zinsen sorgen.

Andere Börsenfavoriten

Dass sich die Aktienmärkte rascher als die Wirtschaft erholten, sei in den vorweggenommenen Erwartungen auf den Aufschwung begründet. Brezinschek sieht im Lauf des Jahres an den Börsen weiteres Potenzial nach oben, aber auch eine volatilere Phase. "Mit mehr auf und ab, daher auch mit mehr Chancen zum Einsteigen. Aber es wird auch andere Börsenfavoriten als IT-Werte geben." Energie- und  Finanzwerte hätten höheres Aufholpotenzial, daher sieht Brezinschek mit Blick auf Österreich "beim ATX zehn Prozent mehr Kurssteigerungspotenzial, als bei den amerikanischen Indizes".

"Österreich war 2020 im Würgegriff der härteren Lockdowns auch bei den Schlusslichern der EU-Länder in der Wirtschaftsentwicklung. Die Schweiz steht mit einem Minus des BIP um zweieinhalb Prozent besser da als Österreich mit Minus 6,6 Prozent", kommentiert Raiffeisen-Chefanalyst Peter Brezinschek  die Zahlen der Statistik Austria für den historischen Wirtschaftseinbruch 2020.  Wie entscheidend sind die Impfungen für den Aufschwung? „Die Impfzulassungen   haben im 4. Quartal 2020 den Börsen einen starken Impuls gegeben.  Aktuell spielen für den Aufschwung mögliche Lockdown-Verzögerungen eine größere Rolle“, warnt   Brezinschek. Die politischen Entscheidungsträger seien nur auf eine Kennzahl, die 7-Tages-Inzidenz, fixiert. "Es geht aber nicht nur um Infizierte, in Zeiten von Big Data sollten mehr Parameter einbezogen werden."

"Kontrolliert öffnen besser als Hilfen"

Die Erwartung auf 3,5 Prozent Wirtschaftswachstum 2021 und   fünf Prozent für 2022  basiere aber "auf einer deutlich beschleunigten Entwicklung in der zweiten Jahreshälfte und darauf,  dass es wirklich ab April Lockerungen gibt, weil sich sonst der Wirtschaftsaufschwung verzögert.“  Es sei mehr  Aufmerksamkeit auf die langfristigen wirtschaftlichen Schäden zu legen.  Im zweiten Quartal könne der private Konsum „eine Aufholjagd starten, wenn es in der Gastronomie und im Reiseverkehr Öffnungen gibt.“  Öffnungsschritte mit Hygiene-Auflagen seien besser als Staatshilfen. So könne die Arbeitslosigkeit früher abgebaut und auch das Angstsparen, das den Konsum bremse, aufgelockert werden.

Konjukturforum 2021

Peter Brezinschek gibt den Konjunktur- und Börsenausblick beim Konjunkturforum 2021 "Wir Covid Ihr Business verändert" von Raiffeisen und Kleine Zeitung.

Hannes Jagerhofer hält die Keynote zum Thema: "Die enorme Geschwindigkeit der Digitalisierung durch Covid und die daraus resultierenden Möglichkeiten. Wie nutze ich das für mich?"

Livestream am Mittwoch, 10. März um15 Uhr auf kleinezeitung.at, Kleine-App  und www.konjunkturforum.at