Der Rückzug des französischen UniCredit-CEO, Jean Pierre Mustier, der mit Ablauf seines Mandats im April 2021 die Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender beendet, ebnet der italienischen Bank-Austria-Mutter UniCredit den Weg für eine Akquisition der verstaatlichten Bank Monte Paschi di Siena (MPS). Mustier, dessen Rückzug heute Nacht bekannt wurde, räumte ein, dass seine Ziele nicht mehr mit jenen des Aufsichtsrats im Einklang stünden.

Das Gremium, in dem seit Mitte Oktober auch der ehemalige italienische Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan sitzt, scheint darauf ausgerichtet zu sein, die von der Regierung geförderten Pläne zur Übernahme der MPS umzusetzen. Mustier, seit Juli 2016 Chef der UniCredit, hatte sich bisher hartnäckig gegen Akquisitionen und Fusionen gewehrt und auf strukturelles Wachstum der Bank gedrängt.

Bank steht vor großen Änderungen

Die UniCredit steht vor großen Änderungen. Der 70-jährige Padoan, der von 2014 bis 2018 das Amt des Wirtschaftsministers in den Regierungen von Premier Matteo Renzi und Paolo Gentiloni bekleidet hatte, soll ab April den aktuellen Verwaltungsratspräsidenten Cesare Bisoni ablösen. Als designierter Verwaltungsratspräsident muss Padoan die Liste der Kandidaten für den neuen UniCredit-Aufsichtsrat erstellen, der von 2021 bis 2023 aktiv sein wird. Die neuen Aufsichtsratsmitglieder sollen bei der Aktionärsversammlung im kommenden April gewählt werden.

Padoan hatte 2017 als Wirtschaftsminister die Verstaatlichung der kriselnden Bank MPS maßgeblich organisiert. Die älteste Bank der Welt wurde mit einem 8 Mrd. Euro schweren Rettungspaket der Regierung vor dem Zusammenbruch bewahrt. Der Staat hält derzeit einen Anteil von 68 Prozent. Bis Ende 2021 muss Monte Paschi nach den Vorgaben der EU wieder privatisiert werden. Als geeigneter Partner wurde zuletzt die UniCredit ins Spiel gebracht. Das italienische Finanzministerium arbeitet zurzeit an Anreizen für die Übernahme von Monte Paschi. Kritikern zufolge ist Padoan zum Verwaltungsratspräsidenten der Bank-Austria-Mutter designiert worden, um die Akquisition der MPS durch die UniCredit in die Wege zu leiten.

Prozess der Bankenkonsolidierung im Gange

Zu den Gegnern der Hochzeit von UniCredit und MPS zählt die Regierungspartei Fünf Sterne. "Es wäre paradox, dass nach dem milliardenschweren staatlichen Einsatz zur MPS-Rettung die toskanische Bank jetzt an die UniCredit verschleudert wird und zwar unter der Regie Padoans als Verwaltungsratspräsident", kritisierten die Fünf-Sterne-Parlamentarier in der Finanzkommission der Abgeordnetenkammer. Die Fünf-Sterne-Bewegung beschuldigt den Koalitionspartner PD (Partito Democratico), zu dem Padoan bis vor dem Verzicht auf seinen Posten als Parlamentarier gehörte, Einfluss auf die UniCredit nehmen zu wollen. Wegen der Ungewissheit um UniCredit brach die Aktie der Bank an der Mailänder Börse am Montag um 4,96 Prozent auf 8,64 Euro ein.

In Italien ist ein Prozess der Bankenkonsolidierung im Gange. So schluckte die Mailänder Großbank Intesa Sanpaolo im Frühjahr den Konkurrenten Ubi Banca. Credite Agricole lancierte im November ein Kaufangebot für die Übernahme der lombardischen Bank Credito Valtellinese (Creval). Aus der Fusion soll die sechstgrößte Bankengruppe Italiens entstehen.