Der Kärntner Einzelhandel bilanzierte 2019 mit einem Umsatzplus von nominell 1,7 Prozent und einem Jahresumsatz von 4,5 Milliarden Euro, freute sich Raimund Haberl, Obmann der Sparte Handel in der Wirtschaftskammer. Branchensieger sei der Baustoffhandel, der Schuhhandel zähle eher zu den Sorgenkindern.
„In den letzten zwei Jahren ist Kärnten Wachstumssieger im Vergleich zu den anderen Bundesländern.“ Nichtsdestotrotz hätten sich durch die geänderte Art des Einkaufs Verschiebungen und eine „Bereinigung“ ergeben, differenzierte Sparten-Geschäftsführer Nikolaus Gstättner. „Die ganz Kleinen haben es schwerer.“

Auch Marktforscher Wolfgang Ziniel von KMU Forschung Austria warnte vor Euphorie: „Ein Drittel der Einzelhandelsgeschäfte erzielte Umsatzsteigerungen, 27 Prozent melden eine stabile und 40 Prozent erkennen eine rückläufige Umsatzentwicklung.“ Nur 63 Prozent der Kärntner Einzelhandelsunternehmen erzielen Gewinne. Die Umsatzrendite ist mit 2,4 Prozent seit 2015 etwa gleich geblieben.

Unbehelligt gewachsen ist der Online-Handel mit neun Prozent, er macht acht bis neun Prozent des Jahresumsatzes aus. Da die Konsumenten 50 Prozent der Online-Käufe im Ausland tätigen, gehe dies den heimischen Händlern ab, meint Gstättner. „Doch es gibt zahlreiche gut gehende Kärntner Online-Händler, die in einem schwierigen Umfeld reüssieren.“

Nicht nur Majdic Unterhaltungselektronik oder die Klagenfurter Buchhandlung Heyn seien mit ihrer Mischform aus stationärem Geschäft und Online-Shop auf der Überholspur. „Nicht jeder, der keinen Online-Shop hat, ist zum Sterben verurteilt“, ist Gstättner überzeugt. „Viele hochpreisige Marken setzen auf selektiven Vertrieb ohne Internet.“ Das merke man in der Schmuckbranche. Im Autohandel spiele im Neuwagengeschäft der Online-Handel fast keine Rolle. Viele Kunden würden sich online informieren, aber stationär kaufen. Unberührt vom Online-Handel bleibe der Lebensmittelhandel, der mit frischen Produkten punkte.

Um die Digitalisierung erfolgreich nutzen zu können, müsse die Förderpolitik Betriebe bei der Einführung neuer Technologien und beim verstärkten Engagement im E-Commerce unterstützen, fordert Haberl, der trotz gedämpfter Konjunktur heuer eine positive und „robuste Wirtschaftsentwicklung“ erwartet.