Der steirische Leiterplattenhersteller AT&S will in den nächsten fünf Jahren den größten Wachstumsschub seiner Unternehmensgeschichte auf den Boden bringen. Hatte der Konzern mit weltweit 10.000 Mitarbeitern im vergangenen Geschäftsjahr gerade die Umsatzmilliarde übersprungen, soll die zweite Milliarde jetzt sehr schnell realisiert werden. Treiber der rasanten Entwicklung wird der neue Mobilfunkstandard 5G sein, der gerade ausgerollt wird und den Weg für eine neue Digitalisierungswelle bereitet. AT&S dürfte einmal mehr sehr gut mit Apple im Geschäft sein. Der US-Konzern wird heuer mit einer neuen Produktgeneration auf den Markt kommen.

AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer schweigt zu diesem Thema allerdings eisern. Die Megavernetzung, die 5G ermögliche, brauche überall „Intelligenz“, erklärt AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer sehr vereinfacht. Hochleistungsfähige Mikroprozessoren liefern diese Intelligenz, konkret IC-Substrate. Seit vier Jahren produziert AT&S solche hochkomplexen Bausteine, die Leiterplatten mit Halbleitern (Chips) verbinden, im chinesischen Chongqing. AT&S sieht sich schon unter den Top drei weltweit – mit viel Abstand zu den Marktführern aus Japan. In Summe steckt AT&S in fünf Jahren knapp eine Milliarde in die IC-Fertigung.

„Wir rechnen damit, dass der Substrat-Markt in den nächsten Jahren um elf Prozent jährlich wächst“, so Gerstenmayer. AT&S veröffentlicht zwar keine Zahlen dazu, entsprechend der neuen Mittelfrist-Prognose dürften IC-Substrate dann aber mehr als eine halbe Milliarde Euro Umsatz einspielen. „Über die Substrate entsteht das Rückgrat der Digitalisierung“, sagt Gerstenmayer. „Egal, ob es sich dabei um eine 5G-Station handelt, ein Datencenter oder ein Endgerät, eingesetzt werden sie, wo es um Hochleistungsanwendungen geht.“

Zukunftstrends

Obwohl die Konjunktur weltweit sehr abgekühlt ist und die AT&S-Zahlen zum Halbjahr das auch zeigten, erwartet Gerstenmayer keinen Rückschlag. „Dafür gibt es keine Signale.“

Einblicke, welche Geräte in ein paar Jahren Furore machen könnten, liefert Gerstenmayer nie, Trends deutet er an. „Wir werden ein Aufsplittern der Funktionalitäten sehen. Es muss nicht mehr zwingend das Handy das Kommunikationsgerät sein. Man sieht jetzt schon an den Zahlen großer Konzerne, dass sie nennenswerte Umsätze mit Einzelfunktionalitäten machen. Die Airpods von Apple sorgen für einen geschätzten Umsatz von 23 Milliarden Dollar.“ Ist AT&S inside? Er verrät es nicht.

„Fachhochschulen krachen an allen Ecken und Enden“

Die neue Regierung habe grundsätzlich einen guten, innovativen Ansatz. „Enttäuschend“ findet der AT&S-Chef das Programm für Forschung und Bildung. „Wenn Bildungsminister Heinz Faßmann sinngemäß sagt, Fachhochschulen seien eh finanziert, dann sage ich, dass es seit zehn Jahren keine richtige Studienplatzvalorisierung gegeben hat. Die Fachhochschulen krachen an allen Ecken und Enden, dass sie das Geld zusammenkratzen.“ Zudem deponiert Gerstenmayer die Forderung nach einer „massiven qualifizierten Zuwanderung“. „Wir müssen gute Leute irgendwoher aus der Welt holen können.“