Das "Goldene Brett vorm Kopf" geht heuer an den deutschen Arzneimittel-Hersteller Hevert für sein juristisches Vorgehen gegen Homöopathie-Gegner. Der Satirepreis für den "größten antiwissenschaftlichen Unfug des Jahres" ist am Freitagabend von der Vereinigung GWUP in Wien verliehen worden. Der Preis für das Lebenswerk ging an die Firma Grander und deren "Granderwasser".

Wenig überraschend sei noch, dass eine Firma, die homöopathische Präparate herstellt, von deren Wirksamkeit überzeugt ist, heißt es in der Begründung zur Verleihung des Preises an Hevert. Allerdings fordere das Unternehmen von Homöopathie-Kritikern juristisch Unterlassungserklärungen ein, wonach sie Aussagen wie "nicht über den Placeboeffekt hinaus wirksam" nicht mehr tätigen sollen.

"Ernste gesellschaftliche Gefahr"

Diese Vorgehensweise berge eine ernste gesellschaftliche Gefahr, so die GWUP (Gesellschaft zur Wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften): "Sie macht den rationalen wissenschaftlichen Diskurs unmöglich. 'Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus' ist eine wissenschaftliche Aussage, die man nach allgemein anerkannten Methoden prüfen kann." Zu diesem Ergebnis seien qualitativ hochwertige Studien gekommen. "Das muss auch in der Öffentlichkeit so gesagt werden dürfen."

Wissenschaftliche Wahrheiten könnten nicht per Anwaltsbrief geklärt oder vor Gericht ausverhandelt werden, begründen die Initiatoren des Preises: "Sie sind, wie sie sind. Ob das irgendjemandem gefällt oder nicht, darf keine Rolle spielen." Mit derselben Logik könnten sonst Autofirmen Berichte über klimaschädliche Abgase unterdrücken oder Tabakkonzerne Studien über Lungenkrebs stoppen. Etwas Positives habe das Hevert-Vorgehen aber: Der Satz "Homöopathie wirkt nicht über den Placeboeffekt hinaus" sei durch die Diskussion quasi zum geflügelten Wort geworden.

In der Vergangenheit oft erfolglos nominiert, sicherte sich die Firma Grander für die Verbreitung eines "magischen, vorwissenschaftlichen Weltbilds" heuer den Preis für ihr Lebenswerk. Beim "Granderwasser" handle es sich "wohl um eines der bekanntesten Produkte aus dem Bereich von Esoterik und Parawissenschaft", begründete die GWUP.

Keine "physikalisch plausible Erklärung"

Grander vertreibt etwa sogenannte "Wasserbelebungsgeräte" für die Wasserleitung daheim und setzt dabei auf das Prinzip der "Informationsübertragung" . "Beim Durchfließen des Gerätes werden die positiven Eigenschaften des Informationswassers auf das herkömmliche Leitungswasser übertragen, ohne dass dieses mit dem Informationswasser in Berührung kommt", heißt es etwa auf der Grander-Homepage. Einen wissenschaftlich anerkannten Nachweis dafür gebe es freilich nicht, so die GWUP: "Fände man physikalisch plausible Erklärungen dafür, wie oder warum 'Information' von einem Wasser aufs andere übertragen werden kann, wäre das zweifellos eine wissenschaftliche Sensation, mit der man sich mindestens einen Nobelpreis sichern könnte."

Nominiert waren auch der Verein "Original Play" für sein wissenschaftlich nicht anerkanntes "Spielkonzept", bei dem fremde Erwachsene mit Kindern rangeln, und der deutsche Lungenfacharzt Dieter Köhler, der Feinstaub und Stickoxide für wahrscheinlich harmlos erklärt hat.