Vor allem heuer dämpfen die geringeren Exporte die Industrie und damit das BIP insgesamt. Fürs laufende Jahr haben die Wirtschaftsforscher ihre Wachstumsprognosen nicht gesenkt, das Wifo nur für 2020. Weiterhin glauben die Institute, dass die Arbeitslosigkeit langsamer sinken wird.

Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rechnet für heuer nur mit 1,7 Prozent Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP), nachdem es voriges Jahr real noch 2,7 Prozent zugelegt hatte. Das Institut für Höhere Studien (IHS) sieht in seiner neuen Prognose von Donnerstag - wie schon im März - eine Abschwächung des BIP-Anstiegs auf 1,5 Prozent und erwartet für 2020 weiterhin 1,6 Prozent Plus. Das Wifo dagegen senkte nun seine Erwartung für 2020 von 1,8 auf 1,5 Prozent, wegen der geringeren Anstiege bei Investitionen und Außenhandel.

"Privater Konsum bleibt wichtige Konjunkturstütze"

Anders als die Exporte, die sich durch die international schwächere Konjunktur gedämpfter entwickeln - was vor allem die Industrie belastet -, wächst der Konsum der Privathaushalte bzw. die Binnennachfrage laut Wifo und IHS "robust". Begünstigt wird das von einem anhaltenden Beschäftigungs- und Lohnwachstum. "Der private Konsum bleibt eine wichtige Konjunkturstütze in Österreich", erklärte das IHS.

Mit der Abkühlung der Konjunktur flaut die Beschäftigungsdynamik ab "und der Abbau der Arbeitslosigkeit gerät ins Stocken", so das Wifo: Die Beschäftigung dürfte zwar 2019/20 weiter steigen - aber nicht genug, um eine höhere Arbeitslosigkeit zu verhindern.

Die Risiken seiner Sommer-Prognose sieht das Wifo "verstärkt abwärtsgerichtet", resultierend aus dem internationalen Umfeld. Die inländischen Risiken seien dagegen in Summe aufwärtsgerichtet, da Beschäftigung und Einkommen den Privatkonsum weiter stützen.

"Abwärtsrisiken durch die Außenwirtschaft dominieren"

Wegen des Konjunkturabschwungs der Sachgütererzeugung dürfte Österreich "besonders anfällig für Störungen von außen" sein, so das Wifo in seiner neuen Prognose. In der Gesamteinschätzung würden daher die Abwärtsrisiken aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld dominieren. Das IHS sieht Risiken primär durch eine mögliche weitere Eskalation internationaler Handelskonflikte und einen ungeregelten Brexit.

Der ungewöhnlich lange Investitionszyklus dürfte mit der Eintrübung der internationalen Konjunktur langsam auslaufen, nimmt das Institut für Höhere Studien (IHS) an. Darauf würden auch die schwächeren Stimmungsindikatoren hindeuten. Jedoch würden die hohe Kapazitätsauslastung und die günstigen Finanzierungskonditionen die Investitionstätigkeit stützen.

Exporte schwächeln

Wegen des aus Sicht des IHS heuer und 2020 nur um 1,5 bzw. 2,5 Prozent wachsenden Welthandels dürften auch Österreichs Exportmärkte nur schwach expandieren. Das hat zur Folge, dass sich die Warenexporte 2019 und 2020 auf 2,1 bzw. 3,1 Prozent abschwächen könnten (nach Wifo-Meinung auf 2,5 bzw. 2,9 Prozent), nach noch jeweils etwa 5 Prozent Anstieg in den beiden Vorjahren. Die Exporte laut VGR dürften daher nur noch um 2,0 bzw. 2,9 Prozent wachsen, glaubt das IHS (das Wifo geht von 2,4 und 2,7 Prozent aus), nach 4,4 Prozent Plus im vorigen Jahr. Nach dem kräftigen positiven Wachstumsbeitrag der Außenwirtschaft 2018 dürfte diese 2019/20 nur "neutral" auf das Wachstum wirken, so das IHS.

Das Arbeitskräfteangebot in Österreich dürfte 2019 und 2020 trotz Konjunkturabschwächung weiter zunehmen, nimmt das Wifo an - vor allem durch eine höhere Erwerbsquote älterer Menschen durch vergangene Pensionsreformen und eine kontinuierliche Zunahme der Erwerbsbeteiligung von Frauen. Die Zahl der unselbstständig aktiv Beschäftigten soll laut Wifo heuer um 1,6 Prozent steigen, 2020 um 1,0 Prozent. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung sieht das Wifo heuer von 7,7 auf 7,4 Prozent sinken, dann aber leicht auf 7,5 Prozent steigen; das IHS geht 2019/20 von stabil 7,4 Prozent aus.

Preisauftrieb dürfte gedämpft bleiben

Der Preisauftrieb dürfte gedämpft bleiben, laut Wifo heuer 1,6 Prozent, 2020 1,7 Prozent, nach 2,0 Prozent im Vorjahr. Das IHS geht von den gleichen Teuerungsraten aus: Da der Basiseffekt der 2018 gestiegenen Energiepreise auslaufe, sollte sich der Preisauftrieb in den kommenden Monaten noch geringfügig verlangsamen, heißt es zur Erläuterung.

Zu den öffentlichen Haushalten mahnen sowohl Wifo als auch IHS Strukturreformen ein. Zwar begrüßt das Wifo, dass nicht nur der administrative, sondern auch der strukturelle Budgetsaldo positiv ausfallen dürfte, "allerdings wären weitere Reformmaßnahmen zur Dämpfung der Ausgabendynamik notwendig, um den Spielraum für öffentliche Zukunftsinvestitionen zu erhöhen", wird betont. Das IHS erklärt, die positive Entwicklung der öffentlichen Haushalte sollte dazu genutzt werden, "tiefgehende Strukturreformen anzugehen", wie man sie seit Jahren fordere. Die stellt man sich für die Bereiche Bildung, Gesundheit, Pensionen oder Föderalismus vor. Solche Reformen "würden die Wettbewerbsfähigkeit und Widerstandkraft der heimischen Wirtschaft erhöhen", betont das IHS dazu.

Das Wifo erwartet für 2019 und 2020 je 0,6 Prozent des BIP an Maastricht-Überschuss, das IHS 0,3 sowie 0,5 Prozent. Keine Berücksichtigung finden dabei die ursprünglich geplante Senkung der gesetzlichen Krankenversicherungsbeiträge für Geringverdiener sowie die ursprünglich geplante Steuertarifreform, betont das Wifo - ebenso nicht die Fiskaleffekte aus der Zusammenlegung der Sozialversicherungsträger.