Weltweit groß geworden ist die steirische AT&S mit Leiterplatten. Für die nächste Ebene, auf die sich das Unternehmen katapultieren will, wird die Leiterplatte allerdings auch zu einer Art „Trägerrakete“. AT&S will künftig Spezialist für fix fertige Module werden, in denen Hunderte Elektronikelemente kompakt auf einer Leiterplatte verpackt werden. Die Nachfrage noch solchen Modulen ist groß, der Einbau in Geräte ist schneller und einfacher.

„Die Leiterplatte macht dann nur noch drei Prozent des Gesamtwerts eines Moduls aus“, beschreibt AT&S-Chef Andreas Gerstenmayer die Dimension des über mehrere Jahre geplanten Unternehmensumbaus in diese Richtung. Viel Vorarbeit hat die AT&S dafür etwa schon mit Eigenentwicklungen geleistet, über die Technologie verfügen die Steirer. Die damit verbundenen Dienstleistungen sind aber zumindest in der erforderlichen Dimension Neuland. Den Durchbruch könnte ein Firmenzukauf in Asien bringen. In Taiwan, Korea und den Philippinen sitzen Unternehmen, die auf Modulintegration spezialisiert sind. Noch wird der Markt für den Firmenkauf nur sondiert. Deshalb nennt Gerstenmayer keine Details.

Völlig neue Positionierung in der Lieferkette

Für ihn geht es um eine völlig neue Positionierung der AT&S in der Lieferkette. Der Markt für Komplettmodule inklusive Gehäusen werde weltweit auf 47 Milliarden Dollar geschätzt, mit jährlichen Wachstumsraten von zwölf Prozent. Fertigen will AT&S die Module in der Massenproduktion in den chinesischen Fabriken, Spezialitäten in Leoben-Hinterberg.

Fahren die beiden Werke in Chongqing (China) mittelfristig mit voller Kapazität, soll das den AT&S-Umsatz bis 2024 um 50 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro hinaufschnellen lassen.

In den Ausbau von Chongqing fließen aktuell 80 Millionen Euro. Investitionen von je hundert Millionen Euro sind für die neue Modulfertigung sowie Upgrades bestehender Technologien geplant.

Gewinnsprung und leichte Bremsspuren

Die Umsatzmilliarde hat AT&S im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018/19 mit 1,028 Milliarden Euro (plus 3,6 Prozent) geknackt. Einen Riesensprung um fast 54 Prozent gab es beim Konzerngewinn von 56,5 auf 86,9 Millionen Euro. Der „gute Produktmix“ zahle sich aus, so Finanzchefin Monika Stoisser. Die Dividende soll auf 60 (36) Cent angehoben werden.
Allerdings zeigten sich zuletzt Bremsspuren in den Sparten Automotive und Industrie. Handys und Tablets boomen auch nicht. Kommt es tatsächlich zu mehr US-Zöllen auf Chinaprodukte, wäre AT&S nicht unmittelbar betroffen. „Es kann aber ein kultureller Konflikt entstehen, der in die Ablehnung von US-Produkten münden kann“, warnt Gerstenmayer. Apple gilt etwa als wichtiger Kunde der Steirer. Grundsätzlich würden jedoch überall mehr elektronische Komponenten gebraucht, so Gerstenmayer. „In Summe ist der Markt sehr intakt.“