Irland zählt zu Europas führenden Staaten im Bereich der Hochtechnologie. Rund um die Europa-Zentralen von Facebook, Google, Amazon und Co. entwickelte sich ein erfolgreiches Ökosystem von „Start- und Scale-ups“ mit hohem Wachstumspotenzial. Ausschlaggebend dafür sind mehrere Faktoren: Die jüngste Bevölkerung innerhalb der EU – jeder dritte Ire ist jünger als 25 – ist gleichermaßen gründungs- wie innovationsorientiert; der Sprachvorteil und die geographische Lage als westlicher Vorposten der EU spielen ebenso eine Rolle wie das aus historischen Gründen starke Netzwerk mit den USA.

Im Mittelpunkt steht dabei die Boomstadt Dublin – diese war diese Woche das Ziel einer Marktsondierungsreise von Kärntner Unternehmerinnen. An der Spitze der Delegation stand WK-Vizepräsidentin Carmen Goby, die bei Tech-Giganten wie Oracle ebenso Einblicke in das irische Wirtschaftswunder gewinnen konnte wie bei Inkubatoren - wie im Guinness-Enterprise Centre, einer der weltweit führenden Einrichtungen seiner Art. Weibliche Gründer werden in Irland mit speziellen Programmen unterstützt. Auch, weil – noch - auf 1400 Männer, die pro Monat ein Unternehmen gründen, nur 800 Frauen kommen.

Tipps der "Business Woman of the year"

Catherine Moroney ist Irlands „Business-Woman of the Year 2017“; die Top-Bankerin hält spezielle Förderprogramme für Frauen für unerlässlich, um das Potenzial an Gründerinnen zu stärken. Ein Beispiel illustriere das: Während allgemeine Förderprogramme für Gründer innerhalb von zwei Jahren nur zu 20 Prozent von Frauen abgerufen wurden, war der für Gründerinnen gewidmete Fördertopf in nur sieben Monaten geleert, die Nachfrage von Frauen also ungleich höher. Weil Geld allein nicht den Weg zum Erfolg pflastert, widmen sich nun in Irland mehrere Institutionen der speziellen Unterstützung von Gründerinnen, vor allem im Technologiesektor. „Frauen haben unterschiedliche Stärken und brauchen anderen Support“, meinte etwa Gründerin Sonia Neary, die hochwertige irische Mode erzeugt und online international vertreibt. Nach wie vor sei es für Frauen schwieriger, ein Tech-Start-up zu starten.

"Nachahmenswert für Kärnten"

Goby sieht das irische Erfolgskonzept für Kärnten als nachahmenswert: Sie will sich für ein „Labeling“ von Wirtschaftsförderungen hierzulande einsetzen, um Frauen entsprechend faire (finanzielle) Anteile zu sichern. 40 Prozent der Kärntner Unternehmen werden bereits von Frauen geführt, so Goby, 57 Prozent der Gründer sind weiblich, „ein Spitzenwert in Österreich“. Sie ist überzeugt, dass Förderungen, die etwa der KWF bereitstellt, diese Relation nicht widerspiegelten. Förderungen sollten daher künftig frauenspezifisch gewidmet werden, meint Goby. „Damit könnte man sofort Gleichwertigkeit herstellen, kein Geschlecht soll mehr bevorzugt werden.“ Erst von Frauen nicht abgerufene Förderungen sollten allgemein freigegeben werden.

(Jung-)Unternehmerinnen

An der Sondierungsreise nahmen mehrere Unternehmerinnen aus Kärnten teil, darunter Isabella Hold (Babybox), Nicole Mayer (TriSpirit), Martina Winkler und der Start-up-Unternehmer Klaus Fluch (Consulting & Engineering Diringer GmbH). Wie Frauenförderung im Technologiebereich funktionieren kann, wurde auch am „Dublin Tech Summit“ deutlich, wo die Hälfte der Teilnehmer verpflichtend weiblich ist und Goby die Wirtschaftskammer in einer Panel-Diskussion vertrat.

Der hohe Gründerinnenanteil in Kärnten wurde in Dublin als vorbildlich für gelebte Diversität in Europa wahrgenommen. Nun sei es Zeit für den nächsten Schritt, sagt Goby: „Für Irland sind die Frauen gewidmeten Förderungen ein extremer Innovationsboost – davon können wir uns etwas abschauen.“ Auch, um Internationalisierung und Digitalisierung der von Frauen geführten Unternehmen in Kärnten vorantreiben zu können.