Lange 14 Jahre stutzte die Voestalpine nie Gewinnprognosen. Dass nach vielen Rekorden ausgerechnet im Abschiedsjahr von Voestalpine-Chef Wolfgang Eder gleich zwei Gewinnwarnungen die Aktionäre schockten, könnte als Künstlerpech durchgehen.

Eine Glanzbilanz kann nun erst Eders Nachfolger Herbert Eibensteiner wieder einfahren. Wahrscheinlich aber nicht so schnell. Bis zum Jahresende will der Stahl-Technologiekonzern seine Problemdellen glätten. Viel höhere Anlaufkosten im US-Autoteilewerk Cartersville und eine drohende Kartellstrafe in Deutschland sollen dann weitgehend abgearbeitet sein. Wie tief diese finanziellen Schrammen sind, beziffert Eder im Gespräch mit Journalisten noch nicht. „Im nächsten Jahr sind die Themen auch in der Bilanz weitgehend abgehakt“, so Eder.

"Eher verschärfen als abschwächen"

Eibensteiner wird das Ruder im Juli definitiv in turbulenten Zeiten übernehmen. „Zwei harte Jahre“ erwartet Eder für die Wirtschaft. „Der Handelsstreit zwischen China und den USA wird sich eher verschärfen als abschwächen“, prophezeit er. Komme es zu 25 Prozent Zoll auf Autos, sei das für die europäische Industrie nicht verkraftbar. „Selbst zehn Prozent Zoll wären ein massiver Rückschlag.“ Auch der September mit der nächsten Stufe der EU-Abgasstandards für Autos werde spannend.

Die Voestalpine ist nach Jahren des Ausbaus der Automotive-Sparte auch in vielen technologisch völlig neuen Segmenten unterwegs. Der in Kapfenberg entwickelte 3-D-Druck mit Metallpulver wächst dank hoher weltweiter Nachfrage etwa aus der Ölindustrie sehr stark. Mit anderen Bereichen im Umfeld könnte der Umsatz in einigen Jahren auf hundert Millionen Euro steigen.

Baustelle in Kapfenberg vor dem Zeitplan

Sehr gute Chancen sieht Eder für das inzwischen hochdigitale Bahngeschäft. Und beim künftig geplanten Bau von Elektromotoren soll die Voestalpine einen Spitzenplatz einnehmen.

Gut läuft es auch beim Bau des neuen Edelstahlwerks in Kapfenberg. Eder: „Wir sind vor dem Zeitplan, jetzt beginnt der Hochbau.“ Man liege derzeit sogar etwas vor dem Zeitplan. Die zuletzt um rund zehn Prozent gestiegenen Strompreise würden indes Sorgen bereiten.