Die Österreichische Post hat einen Konkurrenten weniger und dafür einen Partner mehr: Sie übernimmt im Laufe des Jahres 2020 den Großteil des Zustellgeschäftes der deutschen DHL in Österreich. "Weiters ist vorgesehen, Mitarbeiter und einen Großteil der betroffenen Logistik-Standorte zu übernehmen", so das teilstaatliche Unternehmen am Dienstag in einer Aussendung.

Zustimmung der Wettbewerbsbehörde fehlt

Voraussetzung ist grünes Licht der Wettbewerbsbehörden in Österreich und Deutschland. Die DHL-Mutter Deutsche Post sprach heute in einer Pressemitteilung von einer "langfristigen Partnerschaft zur Forcierung des Paketgeschäfts". Weitere Kooperationsmöglichkeiten im Bereich E-Commerce würden geprüft. Weiters betonten die Deutschen: "Die Vereinbarung hat keinerlei Auswirkung auf die Aktivitäten von Deutsche Post DHL Group im internationalen Expressgeschäft, beim Frachttransport und bei Supply-Chain-Lösungen in Österreich."

Amazon machte Druck

"Die Zusammenarbeit soll beide Parteien in die Lage versetzen, gemeinsam das Potenzial im wachsenden, grenzübergreifenden E-Commerce-Geschäft auszuschöpfen und verbindet die Stärken der beiden Unternehmen in ihren jeweiligen Zustellnetzen", so die Post AG. Wobei: Der Einstieg des US-Onlineriesen Amazon in die Paketzustellung in Österreich dürfte den Druck auf die Post und DHL zuletzt deutlich erhöht haben.

Wichtiger Schritt gesetzt

Im Vorjahr hatte die Post AG 108 Millionen Pakete transportiert, bis 2022 sollen es 150 Millionen sein. "Mit dieser Kooperation wird ein wichtiger Schritt gesetzt dieses Ziel bereits früher zu erreichen", so Postchef Georg Pölzl. Ihm ist damit nach dem Rückschlag bei der Suche nach einem Finanzpartner als Ersatz für die BAWAG und der Aufregung über die Datensammlung durch die Post nun ein Coup gelungen.

Zur Vorschau für heuer meinte er: "Der stabile Ausblick für das operative Ergebnis der Österreichischen Post im Jahr 2019 bleibt vor dem Hintergrund steigender Paketmengen, aber auch steigender Investitions- und Integrationskosten unverändert."

Bereits Ende Februar hatte die Kleine Zeitung über Spekulationen zum Rückzug der deutschen Post aus Österreichberichtet.

Kommt es zur Kooperation, würde die Post künftig drei von vier Paketen in Österreich befördern. Denn die Post hat alleine laut Branchenradar 47 Prozent am Paketmarkt, DHL Paket als Nummer zwei kommt auf 27 Prozent.

Beim DHL-Deal ist jetzt einmal die Wettbewerbsbehörde am Zug. Grundsätzlich wird im Kartellrecht in Österreich ab 30 Prozent Marktanteil von einer marktbeherrschenden Stellung ausgegangen.

In der Vergangenheit hat die BWB bei Zusammenschlüssen mit hohen Marktanteilen Marktbefragungen durchgeführt. Dies wird auch in diesem Fall erwogen, wie Thanner sagte. Im Regelfall hat die BWB vier bis sechs Wochen Zeit für die Fusionskontrolle, besonders heikle Fällen landen vor dem Kartellgericht.

Verbliebende Konkurrenz

Konkurrenz hätte die Post künftig noch durch Hermes, die 2018 knapp 12 Prozent der Pakete beförderten, DPD (10 Prozent) und Amazon. Der US-amerikanische Digitalriese ist erst Ende 2018 in den heimischen Markt eingestiegen und hat nördlich von Wien ein Verteilzentrum eröffnet. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr spricht "Branchenradar" Amazon einen Marktanteil von zwei Prozent zu, wobei das Unternehmen vorerst auf Wien konzentriert ist.

Kuchen wächst rasant

Der Kuchen um den es geht ist groß und wächst dank Internethandel rasant. Im Geschäftskundensegment stieg das Volumen 2018 um 2,1 Prozent auf 95 Millionen Stück, im Konsumentengeschäft sogar um 14,6 Prozent auf fast 133 Millionen Stück. Die Retouren legten um 16 Prozent auf 28 Millionen zu. Wie wichtig das Geschäftsfeld für die Post ist, zeigen die Prognosen: Die Zahl der von der Post (ohne DHL) ausgelieferten Pakete soll von 108 Mio. im Jahr 2018 bis 2022 auf 150 Millionen zulegen.

Auch im Jahr 2018 bescherte der Paketdienst der Post die schwarzen Zahlen: Das Wachstum im Paketgeschäft mit 11,5 Prozent auf 552 Mio. Euro hat den Rückgang im Briefgeschäft um 2,5 Prozent auf 1,412 Mrd. Euro ausgeglichen.