Das Bauspargeschäft in Österreich war 2018 relativ stabil. Es wurden deutlich weniger neue Bausparverträge abgeschlossen, die Einlagen gingen aber nur leicht zurück und betrugen weiterhin mehr als 20 Milliarden Euro. Die Ausleihungen sind leicht gestiegen. Positive Impulse erhoffen sich die Bausparkassen von der nun angehobenen Höchstgrenze für Bauspardarlehen von 180.000 auf 220.000 Euro pro Person.

Die Kunden ließen nach Ablauf der Vertragslaufzeit ihr Geld länger liegen und würden nicht mehr automatisch nach dem Ablaufen des alten Vertrages gleich loslaufen und einen neuen Vertrag abschließen, so s-Bausparkasse-Chef Thomas Köck und derzeit Vorsitzender des Arbeitsforum österreichischer Bausparkassen (ABÖ) am Montag zu den Rückgängen im Neugeschäft.

Im Ansparbereich merken die Bausparkassen die Auswirkungen des Niedrigzinsumfeldes am veränderten Kundenverhalten. „Bereits seit einigen Jahren beobachten wir den Trend unserer Kunden, sich auf die prämienbegünstigen Ansparverträge pro Person zu konzentrieren – diese aber deutlich besser zu besparen“, erklärt Manfred Url, Generaldirektor der Raiffeisen Bausparkasse.

Erleichterungen für die Digitalisierung gefordert

Von der Politik will man Erleichterungen für die Digitalisierung. Einer Fessel-Gfk-Umfrage zufolge ist Bausparen weiter beliebt und liegt hinter der Geldanlage in Eigentumswohnung/Haus und Grundstücke auf Platz drei. Dahinter folgen das Online-Sparkonto und Gold und Investmentfonds.

Im Vorjahr wurden 606.712 neue Bausparverträge abgeschlossen, nach 698.571 im Jahr 2017. Die Bauspareinlagen beliefen sich auf 20,32 Mrd. Euro, nach 20,55 Milliarden Euro. Die Zahl der Sparkonten lag laut ABÖ 2018 mit 4,37 Millionen um rund 4 Prozent unter dem Wert von 2017. Für die Bausparprämie wendete der Staat 47 Millionen Euro auf (nach 49 Millionen Euro 2017).

"Fades" Ansparproduktmit strategischem Vorteil

Die Refinanzierungen für den Wohnbau würden über die prämienbegünstigten Bausparverträge aufgestellt, betonte Köck in einer Pressekonferenz. Sparen generell sei in dieser Zinssituation kein besonders spektakuläres Thema, in Zeiten der Unsicherheit sei aber auch ein "fades" Ansparprodukt durchaus ein strategischer Vorteil. Die Bausparprämie sei interessant, auch wenn sie derzeit maximal 18 Euro im Jahr beträgt. Bei einer renommierten Bank müsse man 12.000 Euro anlegen um einigermaßen die Zinsen zu bekommen, die man mit 100 Euro im Monat beim Bausparen bekomme.

Die Ausleihungen bei den Bausparkassen stiegen leicht um 0,7 Prozent auf 18,97 Mrd. Euro. Die Auszahlungen (Finanzierungsleistung) sanken um 10,8 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro. Köck verwies dabei auf Änderungen im großvolumigen Wohnbaugeschäft, das beispielsweise von der s-Bausparkasse in deren Mutter Erste Bank übertragen wurde. "Im Kerngeschäft bei den Privaten sind wir gut unterwegs", so Köck. Für das laufende Jahr erwarte man durch die Anhebung der Darlehens-Höchstgrenze von 180.000 Euro auf nun 220.000 Euro pro Bausparer Erfolge in der Finanzierung.

"Finanzierungsgeschäft ist das Kerngeschäft"

Url, Köck, Riess
Url, Köck, Riess © AÖB/(c) Elisabeth Cichon BA

Wüstenrot-Chefin Susanne Riess betonte die Wichtigkeit der Bausparkassen als Baufinanzierer. Der Anspruch auf ein Darlehen unterscheide die Bausparkasse. "Nach wie vor ist das Finanzierungsgeschäft das Kerngeschäft der Bausparkassen." Sie begrüßt, dass es ein verstärktes Bekenntnis der Politik zum Bausparen durch die Erhöhung der Darlehenssumme gebe. Davon profitierten nicht nur die Kunden, sondern auch die österreichische Bauwirtschaft und die Konjunktur in Summe.

Von der Politik wollen die Bausparkassen Erleichterungen bei der Abwicklung der Produkte über die digitale Schiene. Für die Rückerstattung der Bausparprämie brauche man nach wie vor die physische Unterschrift des Kunden, dies soll künftig auch digital möglich sein. Die Bausparkassen würden die Kunden rund um das Wohnen unterstützen, sie seien sozusagen das "Reisebüro für eigenen vier Wände". Man sei Experte für Wohnbauförderungen und habe die Kunden im Vorjahr auch beim Sanierungsscheck unterstützt, der nun aber nicht mehr von den Bausparkassen abgewickelt wird, sondern direkt digital beim Bund eingereicht wird.