"Wenn beispielsweise die deutsche Autoindustrie in eine Strukturkrise geriete, würde auch Kurzarbeit nicht helfen", sagte Christoph Schmidt, der Vorsitzende des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung".

Die Herausforderung, sich künftig auf einen geringeren Schadstoffausstoß einzustellen, sei groß. Das könne die deutsche Autoindustrie sicher schaffen, wenn sie jetzt viel investiere und richtig handle. "Aber es kann auch passieren, dass man so einen Wettlauf verliert. Da sollten wir in Deutschland nicht zu selbstbewusst sein."

"Überschwappeffekte"

Job-Probleme drohten vor allem, wenn bei einer Konjunkturschwäche die Strukturen der deutschen Wirtschaft grundsätzlich infrage gestellt würden. "Wenn viele Arbeitnehmer in kurzer Zeit aus alten Branchen in neue wechseln müssen, dann weiß ich nicht, ob der Arbeitsmarkt wirklich so robust ist", sagte Schmidt, der auch Chef des Essener RWI-Instituts ist.

Für nächstes Jahr gehen die Wirtschaftsweisen von einer abkühlenden Konjunktur in Deutschland aus. Im November hatten sie deswegen ihre Wachstumsprognose auf 1,5 von 1,8 Prozent gesenkt. Besser laufen könne es allerdings, wenn sich nach einem geordneten Brexit ein Folgeabkommen der EU mit Großbritannien abzeichne, sich der von US-Präsident Donald Trump angezettelte Handelsstreit beruhige und Deutschland wachstumsfreundliche Reformen schaffe, sagte Schmidt. Zudem könnte die Reform der Unternehmenssteuer in den USA, die dort die Wirtschaft angetrieben habe, "noch stärkere Überschwappeffekte mit sich bringen".