Im Vorfeld der morgigen vierten Verhandlungsrunde im Ringen um einen Kollektivvertragsabschluss im Handel sind derzeit rund 350 Betriebsräte vor der Wirtschaftskammer versammelt, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. "Morgen ist die Stunde der Wahrheit, wir erwarten uns ein ordentliches Angebot", sagte Gewerkschafts-Chefverhandlerin Anita Palkovich am Dienstag zur APA.

Gefordert wird ein Gehaltsplus deutlich über der durchschnittlichen Inflation von 2 Prozent sowie etliche Änderungen im Rahmenrecht. In der Metallindustrie und bei den Bahn-Beschäftigten haben sich die Sozialpartner kürzlich auf Abschlüsse über 3 Prozent geeinigt.

"Irritiert und verwundert"

Bei den Arbeitgebern im Handel sei man angesichts soviel "Lärm und Polterei" irritiert und verwundert, so Günther Rossmanith, stellvertretender Verhandlungsleiter der Arbeitgeber, zur APA. "Wir haben im Rahmenrecht einiges erreicht. Bei den Lehrlingsentschädigungen sind wir bereit, bis zu 10 Prozent draufzupacken. Und auch sonst liegt unser Angebot über der Inflation", sagte Rossmanith. Zugeständnisse gab es etwa bei der Aufnahme von Altersteilzeitmodellen in den Kollektivvertrag, einer besseren Anrechnung von Karenzzeiten sowie der besseren Förderung von Aus-und Weiterbildung - etwa durch Bildungskarenz.

Der Gewerkschaft reicht das nicht. Wie hoch das Gehaltsplus ausfallen soll, wurde allerdings noch immer nicht kommuniziert. "Im Durchschnitt zieht eine Kassierin im Lebensmittelhandel in einer Stunde Waren im Wert von 1.000 Euro über die Kassa. Die fragt sich ja, was davon für sie übrig bleibt", so Palkovich. Die guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen würden eine deutliche Gehaltserhöhung für die Angestellten im Handel rechtfertigen, findet die Arbeitnehmervertreterin. "Natürlich sehen auch wir strukturelle Probleme in der Branche, wie etwa den Trend zum Onlinehandel. Allerdings ist falsch zu glauben, man könne durch niedrige Gehälter diese Probleme lösen."

"Der Spielraum ist nicht so groß"

Wie gut die Lage im Handel ist, darüber scheiden sich die Geister. Der Handel sei breit gefächert, die Branche lebe nicht von Umsätzen, sondern von Erträgen, sagte Arbeitgeber-Verhandler Rossmanith. "Ich will nicht jammern, aber der Spielraum ist nicht so groß."

Bei den Verhandlungen geht es um die Gehaltserhöhungen und rahmenrechtlichen Änderungen für über 400.000 Angestellte und 15.000 Lehrlinge im Einzel-, Groß- und Kfz-Handel. Am morgigen Mittwoch treffen sich die Sozialpartner zum vierten Mal. Sollte es wieder keine Einigung geben, so seien bereits öffentliche Aktionen und Betriebsversammlungen ab 8. Dezember im österreichischen Handel in Vorbereitung, so die Gewerkschaft.