Zwei Windräder der AAE Naturstrom verrichten am Plöckenpass mit einer Leistung von 1,3 MW ihre Arbeit: So mager stellt sich bisher die Windenergie-Ausbeute in Kärnten dar. Dabei sollen laut des 2014 verabschiedeten Energiemasterplan des Landes in sechs Jahren 25 Mal so viele Windräder in Kärnten stehen: 50 Windkraftanlagen mit einer Produktion von 250 GWh. Die Erzeugungsleistung entspräche rund 5 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Kärnten. Bis 2030 sieht die „IG Windkraft“ sogar ein Potenzial in Kärnten von 925 GWh, das wären dann bereits 16,5 Prozent des dann erwarteten Stromverbrauchs.
50 Windräder bis 2025: Ein „Kuchen“, von dem die Kelag „ein möglichst großes Stück“ haben will, sagt Vorstand Manfred Freitag zur Kleinen Zeitung. Landesweit würden sich bereits internationale Interessenten um Standorte bemühen – die Kelag könne dem im Kernmarkt nicht tatenlos zusehen, zumal sie bereits im Burgenland, Rumänien, Bulgarien und Kroatien Windparks betreibt. Nun wolle man auch in Kärnten „einen Beitrag für den Klimaschutz leisten“, meint Freitag.

Mehrstufiger Plan

Dabei verfolgt die Kelag einen mehrstufigen Plan. Derzeit sei man in Phase 1, „der Standortbewertung, Grundstückssicherung und Gemeindevereinbarung“. Dieser Phase folgten geologische Untersuchungen, Wind- und Schallmessungen sowie die Prüfung von Auswirkungen auf Flora, Fauna und Vogelwelt. Allein Phase 1 mit der Vermessung des Windpotenzials werde zumindest ein Jahr dauern, ehe ein Windpark projektiert und eingereicht werden könne, so Freitag. „Klar ist auch, dass alle unsere Anlagen durch ein UVP-Verfahren müssen.“
Freitag zweifelt nicht, dass auch in Kärnten Wind als saubere Energiequelle nutzbar ist und belegt dies mit Studien der „IG Windkraft“ (siehe Grafik). Zumindest „begrenzte Bereiche“ böten viel Potenzial – nicht nur im Nockgebiet, wo der Plan, einen Windpark am Wöllaner Nock zu errichten, publik wurde, sondern auch auf Saualm, Koralm und Soboth. Mögliche Standorte im „nordöstlichen Bogen“, also an der Landesgrenze zur Steiermark, würden daher von der Kelag derzeit evaluiert, bestätigt Freitag.

"Wir brauchen Rahmenbedingungen"

18 Bundes- und Landesgesetze sowie die Windkraft-Standorträume-Verordnung müssten bei allen Projekten eingehalten werden. Die geltende Verordnung, die vorschreibt, dass Windräder auf 40 Kilometer nicht sichtbar sein dürfen, hinterfragt Freitag: „Ein eingekasteltes Windrad wird nicht möglich sein.“ Sie widerspreche dem Masterplan: „Wir brauchen Rahmenbedingungen, das Land wird Farbe bekennen müssen.“ Nicht nur das Land, auch der Bund forciere mit dem Ziel, bis 2030 100 Prozent der Energie aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, die Windkraft. In ihren internen Planungen geht die Kelag davon aus, dass sich der Stromverbrauch bei Erreichen der Klimaziele bis 2050 verdoppeln wird. Fazit: „Ohne Windkraft wird es nicht gehen.“

Förderzusagen revidiert

Dass die Kelag in Rumänien ihre Windräder in der Bilanz abschreiben musste, liege keineswegs an zu hohen Erwartungen an die Energiequelle selbst, sagt Freitag: Die Förderzusagen des rumänischen Staates wurden rückwirkend halbiert, „wir mussten bilanziell abwerten“. Die Kelag bekämpft die für ein EU-Land recht ungewöhnliche Vorgangsweise vor Gericht.