Nach der Waagner-Biro-Tochter SBE ist nun auch die Muttergesellschaft zahlungsunfähig und hat einen Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien gestellt. Das teilten die Gläubigerschutzverbände KSV, AKV und Creditreform mit. Das Unternehmen soll fortgeführt werden. Angestrebt wird ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung.

Waagner-Biro ist Alleingesellschafterin der Waagner-Biro Immobilienverwaltungs GmbH und der Waagner-Biro Beteiligungsverwaltungs GmbH sowie Gesellschafterin der WBB Stahl- und Maschinenbau AG, Waagner-Biro Austria Stage Systems GmbH, SBE Alpha AG und der Waagner-Biro Bridge Systems AG.

"Die Insolvenzursachen liegen in der Insolvenz der Tochtergesellschaft SBE Alpha AG und der damit verbundenen Liquiditätssituation der Holding. Ebenso stehen die Finanzierungslinien nicht mehr zur Verfügung", heißt es in einer Aussendung von Creditreform. Es seien 45 Arbeitnehmer betroffen. Den Aktiva von rund 4,9 Millionen Euro (zum Verkehrswert) stehen demnach Passiva von rund 27,3 Millionen Euro gegenüber. Die Überschuldung beläuft sich also auf rund 22 Millionen Euro.

SBE geschlossen

Bereits am Dienstag ist die insolvente Waagner-Biro-Tochter SBE entgegen bisheriger Informationen gerichtlich geschlossen worden. 107 Jobs in Wien sind verloren, bestätigte eine Waagner-Biro-Sprecherin auf APA-Anfrage. Die Mitarbeiter verließen ihren Arbeitsplatz am Mittwochnachmittag. Bisher war stets davon die Rede gewesen, dass zumindest Teile der SBE fortgeführt werden sollen.

"Eine Woche nach der Eröffnung (30.10.2018) des Konkursverfahrens hat das Handelsgericht Wien über Antrag des Masseverwalters die Schließung des Unternehmens verfügt", teilte der KSV 1870 der APA mit. "Die rasche Schließung war notwendig geworden, da keine relevanten liquiden Mittel im Zeitpunkt der Insolvenzeröffnung vorhanden waren. Dieser Umstand hat eine Unternehmensfortführung unmöglich gemacht." Faktisch war auch kein freies Vermögen verfügbar. Die betroffenen Mitarbeiter waren bereits beim AMS vorgemerkt.

Zuvor hatte am Mittwoch die operativ nicht tätige Waagner-Biro Holding, die Waagner Biro AG, einen Insolvenzantrag gestellt. Sie soll fortgeführt werden. Eine andere Tochter, die Austria Stage Systems, ging an den Sanierer Erhard Grossnigg, zum Kaufpreis herrscht Stillschweigen.

Auch für die weitere Tochtergesellschaft Waagner-Biro Bridge Systems AG laufen Veräußerungsgespräche, bei denen es konkretes Interesse geben soll. Bei dieser Tochter ist nach APA-Informationen aber damit zu rechnen, dass im Gegensatz zur Austria Stage Systems ein Sanierungsverfahren beantragt wird.

Grossnigg als Sanierer

Waagner-Biro holt nun den bekannten Unternehmer Erhard Grossnigg als Sanierer ab Bord. Vorbehaltlich der Zustimmung des Insolvenzverwalters soll er die auf Bühnentechnik spezialisierte Tochter "Waagner-Biro Austria Stage Systems AG" übernehmen und so ihren Fortbestand sichern. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Für die Waagner-Biro Bridge Systems AG wird weiterhin eine Fortführung angestrebt – dazu laufen noch intensive Gespräche.

Fortführung geplant

"Das Unternehmen soll fortgeführt werden, die Liquidität ergibt sich aus der Leistungsverrechnung mit den noch operativ tätigen Töchtern. Einige Unternehmensbereiche werden aber geschlossen werden müssen", wird mitgeteilt.  Den Gläubigern werde eine Quote von 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten.

Große Personalrochaden im Vorstand

Im Rahmen einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Waagner-Biro AG haben am Montag zudem Thomas Jost und Martin Zinner alle Funktionen innerhalb der Waagner-Biro Gruppe mit Ausnahme jener in der SBE zurückgelegt, so Waagner-Biro weiters am Mittwoch in einer Aussendung. In derselben Sitzung wurden Alexander Liaunig als Vorstand der Waagner-Biro AG und der Waagner-Biro Austria Stage Systems AG und Bernhard Chwatal als Vorstand der Waagner-Biro AG und der Waagner-Biro Bridge Systems AG bestellt. Karl Grabner wurde zudem zum Vorstand der Waagner-Biro Bridge Systems AG berufen.