Der Chef des deutschen Metro-Konzerns, Olaf Koch, hat die Supermarktkette Real ins Schaufenster gestellt. Doch ob sich davor wirklich Interessenten einfinden, die einen Blick auf Real werfen wollen, ist unklar. Welche Überlegungen Konkurrenten aus Deutschland und dem Ausland, Finanzinvestoren und Online-Händler anstellen, zeigt die folgende Übersicht.

KONKURRENTEN: Wer schon große Marktanteile im deutschen Lebensmittel-Einzelhandel hat, dürfte gleich abwinken. Denn die Branche eint die Angst vor dem Bundeskartellamt, das strikte Auflage machen oder eine Übernahme ganz untersagen könnte. Der Wettbewerb in der Branche sei eingeschränkt, der Markt werde von vier großen Konzernen dominiert, beklagt der Chef der Behörde, Andreas Mundt, seit Jahren. Unter Handelsmanagern hat er sich nicht nur Freunde gemacht - aber seine Zahlen sind eindeutig: "Gemessen am bundesweiten Absatz von Lebensmitteln teilen sich die vier großen Handelsunternehmen Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl gehört, über 85 Prozent des Marktes. Und: Das Amt sei bemüht, durch "konsequente Fusionskontrolle ein 'Kippen' dieses Marktes zu verhindern".

Was dies heißt, bekam Edeka zu spüren, als die Hamburger nach dem kriselnden Konkurrenten Kaiser's Tengelmann griffen. Das Kartellamt untersagte 2015 die Übernahme. Erst nach einer Sondererlaubnis des damaligen Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel und einem langen juristischen Tauziehen wurde Kaiser's Tengelmann unter den Rivalen Edeka und Rewe aufgeteilt. In Branchenkreisen heißt es deshalb, deutsche Branchengrößen würden sich bei Real nicht erneut die Finger verbrennen und eine neue Machtprobe mit dem Kartellamt riskieren wollen. Auch Metro-Chef Koch ist sich dessen bewusst.

Anders sieht es aus, wenn ein Bieter aus dem Ausland nach Real greifen sollte. Doch große Konzerne wie Ahold (Niederlande), Carrefour, Auchan (Frankreich) oder Tesco (Großbritannien) fürchten die dünnen Margen im deutschen Einzelhandel. Der US-Handelsriese Wal-Mart gilt immer noch als abschreckendes Beispiel: Er hatte 85 Filialen in Deutschland eröffnet und sie 2006 nach neun Jahren frustriert verkauft - an Real.

FINANZINVESTOREN: Nur wenige von ihnen haben in Deutschland gute Erfahrungen mit Einzelhändlern gemacht - und umgekehrt. Der Einstieg klingt zwar verlockend. Denn die Kapitalbindung ist relativ gering, kauft man doch meist nur den Warenbestand, die Ladeneinrichtung und die Verträge mit der Belegschaft. Zugleich kommt regelmäßig Geld in die Kasse, mit dem sich die Schulden tilgen lassen, die die Beteiligungsgesellschaften ihren Firmen gerne aufhalsen. Doch wenn es schlechter läuft als geplant, fehlt die Substanz. Dazu kommen hohe Mieten, weil die Immobilien einem anderen Investor gehören.

Der Versandhändler Neckermann und die Woolworth-Kaufhäuser rutschten aus der Hand von Finanzinvestoren in die Pleite, Strauss Innovation musste gleich mehrfach Insolvenz anmelden. Der Modehändler CBR (Street One, Cecil) schaffte es anders als erhofft nicht an die Börse. Zurzeit tummeln sich die Investoren vor allem in Nischen: So gehört die Parfümeriekette Douglas CVC, der Schmuckhändler Christ 3i.

INTERNET-HÄNDLER: Seit Amazon im vergangenen Jahr für 14 Milliarden Dollar die Bio-Supermarktkette Whole Foods gekauft hat, ist der Internet-Versandriese auch im stationären Handel präsent. Verstärkt nutzt der Konzern aus Seattle nun die Filialen, um dort auch Online-Bestellungen an die Kunden zu bringen. Das könnte auch ein Modell für Real sein. Amazon wollte sich zu einem Interesse an der Supermarktkette, das Analysten und Händler ins Spiel gebracht hatten, nicht kommentieren.

Weltweit tun sich immer mehr Internet-Spezialisten mit traditionellen Einzelhändlern zusammen, um gemeinsam die Online- und Offline-Welt abzudecken. So zahlte der weltgrößte Einzelhändler Walmart 16 Milliarden Dollar für die Mehrheit am indischen Onlinehändler Flipkart, die französische Casino-Kette Monoprix verkauft inzwischen Lebensmittel über Amazon.