Die Modekette Charles Vögele muss Insolvenz anmelden, die Überschuldung liegt bei 20 Millionen Euro. 711 Mitarbeiter sind betroffen.

"Die in den letzten Wochen geführten Verhandlungen über eine Investorenlösung konnten innerhalb der zur Verfügung stehenden Frist bis Ende Juli nicht finalisiert werden", meldete heute Vormittag Charles Vögele. Aufgrund der rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wird die Geschäftsführung von Charles Vögele (Austria) GmbH ein gerichtliches Sanierungsverfahren beantragen. Im Rahmen des Sanierungsverfahrens sollen die "sehr weit fortgeschrittenen Verhandlungen" über eine Investorenlösung fortgesetzt und so eine nachhaltige, Arbeitsplätze sichernde, Sanierung ermöglicht werden, heißt es in der Aussendung.

Mitarbeiter hoffen

Die 711 Mitarbeiter sowie die Kunden der insolventen Modekette Charles Vögele hoffen noch auf einen rettenden Investor für die Österreich-Tochter. Bei einem Lokalaugenschein in einer Wiener Vögele-Filiale ist die Stimmung sichtlich gedrückt. Die Mitarbeiter wissen wenig über die prekäre Lage der Firma. Man habe heute lediglich vom eingeleiteten Sanierungsverfahren erfahren, sagte eine Mitarbeiterin zur APA.

Das Gehalt solle sie in den nächsten ein bis zwei Tagen erhalten, wie es dann weitergehe, wisse sie nicht. Auch das gestundete Urlaubsgeld soll dann nachgezahlt werden.

"Die Stimmung ist schon sehr gedrückt", so eine Kundin. Dass es der Modekette nicht gut gehe, merke sie vor allem am großen Angebot an vergünstigter Ware. Unübersehbar in der Vögele-Filiale sind die zahlreichen "Sale"-Schilder. Nicht nur Sommerware wird abverkauft, auch Winterbekleidung wird vergünstigt angeboten. Nur wenig Ware besitzt kein "Sale"-Etikett. Es sei sehr schade um Vögele, sagte eine weitere Kundin zur APA. Bisher sei sie immer sehr zufrieden gewesen.

Missglückter Markenwechsel

Das Unternehmen wurde 1990 gegründet und beschäftigt sich mit Handel von Modeartikeln in 102 Filialen, davon 89 Filialen unter der Marke „Charles Vögele“ und 13 Filialen unter der Marke „OVS“. Die Insolvenzursachen liegen, meldet Creditreform, in Umsatzeinbrüchen und in der Insolvenz der schweizerischen Muttergesellschaft.

Für die Umsatzeinbrüche war laut KSV1870 ein Sortimentswechsel Mitte des Jahres 2017 verantwortlich, der von den Kunden "noch nicht vollständig angenommen wurde".

"Beste Chance zur Fortführung"

Das Vermögen zu Liquidationswerten beträgt rund 28,4 Millionen Euro. Die gesamten Insolvenzpassiva dürften sich auf 48,5 Millionen Euro belaufen. Das Unternehmen soll fortgeführt und ein Investor gefunden werden. Den Gläubigern wird eine Quote von mindestens 20 Prozent binnen zwei Jahren angeboten. Der Alpenländische Kreditorenverband AKV erwartet eine Lösung in "zwei bis drei Wochen".

„Gegenüber der Zerschlagung des Unternehmens und Abgabe der Filialen an viele Einzelabnehmer, wie in den letzten Wochen immer wieder kolportiert, sehen wir im eingeleiteten Sanierungsverfahren die beste Chance zur Fortführung der Gesellschaft“, so Thomas Krenn, Geschäftsführer Charles Vögele Austria. „Die bestmögliche Sicherung der Arbeitsplätze hatte nach dem extrem loyalen Verhalten der gesamten Belegschaft in den letzten Wochen trotz geschuldetem Urlaubsgeld höchste Priorität.“

Weiterverhandelt

Weiter verhandelt wird auch für die Schwesterfirmen in Slowenien (11 Filialen) und Ungarn (26 Filialen), die ebenfalls aus der CEE Zentrale in Kalsdorf bei Graz geleitet werden. Wie für Österreich versuchen die Gesellschafter und das Management auch für den Erhalt dieser Filialen nachhaltige Lösungen für den Fortbestand zu finden.

Die Arbeiterkammer bietet wie in solchen Fällen immer kostenlose Beratung und Vertretung durch den Insolvenzschutzverband für Arbeitnehmerinnen an. Auch das Land Steiermark sagt Hilfe für die Beschäftigten zu. Man werde mit dem AMS "alles Menschenmögliche unternehmen, dass die von einer Kündigung Betroffenen so rasch wie möglich wieder Arbeit in der Region finden", so LHStv. Michael Schickhofer und Soziallandesrätin Doris Kampus (beide SPÖ).

Verfahrensdaten

Die erste Gläubigerversammlung findet am 13. August statt, die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 1. Oktober festgelegt, teilte der Kreditschutzverband KSV1870 in einer Aussendung mit. Zum Insolvenzverwalter wurde die Grazer ScherbaumSeebacher Rechtsanwälte GmbH, vertreten durch Norbert Scherbaum, bestimmt.