Die AUA hat einen noch viel größeren Passagierrekord eingeflogen als erwartet. Wie stark konnten Sie von der Niki-Pleite profitieren?
Kay Kratky: Sicher gab es Verunsicherung rund um die Air Berlin und Niki. Wie groß dieser Effekt war, kann man nicht sagen. Eine viel größere Rolle spielt die Konjunktur. Die Aussichten sind sehr positiv.

Das heißt, dieser Erfolg kann 2018 überboten werden?
Ja. Wir gehen sehr positiv in dieses Jahr hinein. Wir haben unsere Hausaufgaben gut gemacht.

Über die Vorgänge rund um die Pleite von Niki hat ihr Gründer Niki Lauda gesagt, Tatort sei nichts dagegen. Ist das auch aus Ihrer Sicht ein Krimi, in dem es noch zu weiteren Überraschungen kommen könnte?
Es gibt schnell Verschwörungstheorien, auch Lauda selbst ist sehr fantasiebegabt. Tatsächlich war die Entwicklung sehr lange absehbar. Wir haben uns intensiv damit beschäftigt und uns vorbereitet. Aus meiner Sicht als Insider war da nichts Mysteriöses oder gar Kriminologisches dabei. Aber extrem spannend ist es natürlich, was sich jetzt in der Branche abspielt.

Das ist nicht auf Niki bezogen.
Bei Niki ist es für uns zweitrangig, was da passiert. Es geht um massive Veränderungen in der Industrie, die gerade anfangen.

Ist es Ihnen nicht leid um Niki?
Für die Mitarbeiter ist es im Moment eine Tragödie, mit diesem Hoffen und Bangen. Existenzsorgen müssen sich die meisten Niki-Mitarbeiter aber nicht machen.

Die Frage war auch in dem Sinn gemeint, dass die Lufthansa bei Niki gern zum Zug gekommen wäre.
Für die Mitarbeiter wäre es die bessere Lösung gewesen. Wie sagt man in Österreich: verschüttete Milch.

Was lernt man aus der Brüsseler Entscheidung?
Dass die Welt ein Irrenstall ist.

Wenn die Welt ein Irrenstall ist, was ist dann die Alitalia?
Nach unseren Konzepten wäre das zu managen.

Ihr Vertrag bei der AUA steht heuer zur Verlängerung an. Oder fänden Sie Italien spannend?
Wenn jemand in Wien sitzt, was soll der in Rom.

Wieder zurück nach Wien: Wie sind die zwei Rekrutierungstage der AUA für wechselwillige Niki-Mitarbeiter gelaufen?
Super. Es sind Hunderte gekommen, von denen sich die meisten auch beworben haben.

Wenn der Deal mit Vueling doch noch platzt, hätte die AUA Interesse an ein paar Slots?
Wir wollten nie Slots. Wenn sogar ein so toller Senkrechtstarter wie Wizz Air nach Wien kommt, dann bestätigt das nur, was ich immer gesagt habe: Es gibt hier genug Slots.

Halten Sie nichts von Wizz?
Doch, die machen einen fantastischen Job. Die schleppen halt nicht diese Erbschaften mit sich herum und operieren mit osteuropäischen Produktionsbedingungen. Der Wettbewerb durch solche Plattformen wird massiv zunehmen. Wizz ist nur der erste greifbare Gegenpol.

Was heißt es für die AUA, wenn der Wizz-Air-Chef sagt, dass selbst die Lufthansa-Billigairline Eurowings doppelt so hohe Kosten hat wie Wizz?
Wo wir in direkter Konkurrenz fliegen, ist das eine Herausforderung. Mehr Qualität wird nicht reichen, wir müssen Kosten anpassen, flexibler werden. Wir sind trotzdem schon gut aufgestellt, für die anderen wird es hier auch kein leichtes Unterfangen sein, sich zu etablieren.

Die Kollektivvertragsverhandlungen mit dem fliegenden Personal spießen sich. Ist es nicht etwa selbstverständlich, Mitarbeitern die Inflation abzugelten?
Wo steht, dass man das muss. Aber wir haben das jedenfalls angeboten. Die Belegschaft soll an der guten Entwicklung partizipieren, wir bekommen dafür höhere Produktivität.

Was ist dann das Problem?
Noch sehe ich kein Problem, ich sehe erst einmal einen normalen Verhandlungsprozess.

Was kann man sich unter höherer Produktivität vorstellen?
Die Flugzeuge müssen mehr Stunden am Tag in der Luft sein. Wir müssen die Produktion hochfahren, ohne 1:1 Personal aufzubauen.
Die Auslastung liegt bei 76 Prozent, da ist Luft nach oben.
Wir haben uns auf 76,7 Prozent verbessert. Das ist sehr viel, weil wir durch den Tausch der Fokker-Flotte ein viel höheres Platzangebot als 2016 hatten. Aber wir müssen auf mehr als 80 Prozent kommen, und das zu vernünftigen Ticketpreisen.

Die dann höher sind.
Wenn die Taxifahrt zum Flughafen teurer ist als das Ticket, stimmt was nicht.

Wie nahe ist die AUA am Ergebnishorizont von 140 bis 160 Millionen Euro? Dieses Ziel ist ja an den Tausch der Langstreckenflugzeuge 2020 geknüpft.
Dazu müssen Bedingungen eintreten, auch was Personalkosten angeht. Wir müssen nicht heute das Ergebnis haben, das wir spätestens in drei Jahren brauchen.

Bleibt es beim Neustart der Destination Kapstadt, obwohl dort das Wasser knapp wird?
Wir gehen derzeit davon aus, dass die Strecke funktioniert. Die Nachfrage ist gut.