Schon jetzt betreibt der Verbund, Österreichs größter Energieversorger,  mit dem System Reißeck und Malta eine der stärksten Wasserkraftwerksgruppen in ganz Europa. Jetzt wird es noch größer. Direkt am Reißecker Seenplateau auf 2300 Meter Seehöhe wird ein weiteres Pumpspeicherkraftwerk gebaut, das sich „Reißeck II plus“ nennen wird. Am Freitag führten Verbund-Vorstandsvorsitzender Michael Strugl und Tunnelpatin Landesrätin Sara Schaar (SPÖ) den ersten Stollenschuss durch. Die allererste Sprengung also für das neue Stollensystem mit der Kaverne, dem großen unterirdischen Hohlraum, im Zentrum. So startete Österreichs derzeit höchste und wohl auch spektakulärste Baustelle mit einem Knall.

Reißeck II plus liegt zwischen den zwei Mühldorfer Seen
Reißeck II plus liegt zwischen den zwei Mühldorfer Seen © Verbund/KK

Ein Kraftwerk im Inneren des Berges

Reißeck II plus wird vollständig im Inneren des Berges errichtet und als Ergänzung des 2016 in Betrieb genommenen Kraftwerks Reißeck II den Höhenunterschied zwischen den beiden Mühldorfer Seen nutzen. Zwei Pumpturbinen mit einer Leistung von insgesamt 45 Megawatt können bei Stromüberschuss Energie speichern und bei Strommangel wieder in Strom zurückverwandeln. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2023 geplant.

Sara Schaar, Michael Strugl im Stollen mit einer Statuette der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute
Sara Schaar, Michael Strugl im Stollen mit einer Statuette der Heiligen Barbara, Schutzpatronin der Bergleute © Johannes Wiedl/Verbund/KK

Teil einer 160-Millionen-Euro-Investition

Das 60-Millionen-Euro-Projekt ist Teil einer 160-Millionen-Euro-Investition, die der Verbund aktuell in Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck steckt. Sie ist notwendig, um auch künftig die gesteigerte Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, die ja wetterabhängig schwankt, zwischenspeichern zu können.

1000 Meter Stollen werden für Reißeck II plus in das Gneisgestein geschlagen
1000 Meter Stollen werden für Reißeck II plus in das Gneisgestein geschlagen © Weichselbraun/KLZ

„Große Pumpspeicherkraftwerke sind fundamental für das Gelingen der Energiewende in Richtung einer CO2-freien Stromversorgung. Mit Reißeck II plus stärken wir gewissermaßen die grüne Batterie in den Alpen“, sagt Strugl. Verbund-COO Achim Kaspar ergänzt: "200 Millionen Kubikliter Wasser können wir hier sofort abrufen. Solche Großanlagen machen Systemstabilität für ganz Österreich erst möglich." Erst recht, wenn in Österreich im Jahr 2030 die Stromerzeugung bilanziell zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammt, so wie es geplant ist.

"Die Herausforderung bei dieser Tunnelbaustelle ist die 39-prozentige Neigung", sagt Habau-CEO Hubert Wetschnig.

Parallel werden Modernisierungen durchgeführt. Die 40 Jahre alten Pumpturbinen im Kraftwerk Malta-Oberstufe und die Pumpen im Kraftwerk Malta-Hauptstufe werden erneuert. "Und das mehr als 60 Jahre alte Pumpwerk Hattelberg wird durch eine moderne Pumpe im Krafthaus Kolbnitz ersetzt“, berichten Karl Heinz Gruber und Michael Ammerer, Geschäftsführer der Verbund Hydro Power GmbH.

Gemeinsam mit Reißeck II plus wird die gesamte Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck eine Turbinenleistung von mehr als 1500 Megawatt haben.

Ein Kilometer langes Stollensystem

Die Gneis-Blöcke, die für das neue, rund einen Kilometer lange Stollensystem herausgeschlagen werden, werden unweit der Baustelle wieder gelagert bzw. aufgeschichtet. Konkret hinter dem ehemaligen Reißeck-Hotel, das derzeit als Büro und Wohngebäude für die Tunnelbauer dient. Bauleiter ist Oliver Gradsack von der Baufirma Östu Stettin.